Sonnenbrillen-Trends: Wayfarer, Flieger oder wie John Lennon

7.5.2015, 16:10 Uhr
Ein Model präsentiert bei der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin Mode von Charlotte Ronson. Im Rahmen der Berlin Fashion Week werden die Kollektionen für Herbst/Winter 2015 vorgestellt.

© dpa Ein Model präsentiert bei der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin Mode von Charlotte Ronson. Im Rahmen der Berlin Fashion Week werden die Kollektionen für Herbst/Winter 2015 vorgestellt.

In den achtziger Jahren waren Brillen mit silber schimmernden Scheiben ja schon einmal groß in Mode. Jetzt spiegelt sich die Welt um uns herum vor allem in Blau, Grün, Orange und Gold. Bei einigen Modellen schafft eine Frostverspiegelung die Illusion einer hauchfeinen Eisschicht auf den Gläsern und damit einen verblüffenden Effekt im Sommer.

Wenn es nach Fachleuten in Sachen Fashion geht, kommen außerdem Sonnenbrillen mit runden Gläsern groß heraus. Das hatte sich bereits in der letzten Saison angedeutet. Sie waren auf allen Laufstegen und bei den Optikermessen in München und Mailand zu sehen. Eine so gewagte Form ist laut Frank Schlemmer vom gleichnamigen Nürnberger Optiker-Geschäft am Weißen Turm aber nur etwas für Modebewusste. „Sie kann ganz schnell wieder out sein.“

Nichts für "Langnasen"

Wer es lieber dezenter mag, kann auch zu einer Brille im Stil der Wayfarer greifen. Dieses Modell hat die amerikanische Firma Ray-Ban 1952 entworfen. Es avancierte zum Klassiker und wird inzwischen von vielen Herstellern in ähnlicher Form angeboten.

Ein Model präsentiert eine Kreation für Frühjahr/Sommer 2015 der Modedesignerin Rebekka Ruetz auf der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin.

Ein Model präsentiert eine Kreation für Frühjahr/Sommer 2015 der Modedesignerin Rebekka Ruetz auf der Mercedes-Benz Fashion Week in Berlin. © dpa

Nach wie vor besonders beliebt ist auch die Pilotenbrille mit tropfenförmigen Gläsern. Doch Schlemmer warnt: „Die Langnasen unter uns sollten bei dem Modell aufpassen. Sie macht den Gesichtserker noch markanter. Eine Kunststofffassung kaschiert dagegen.“

Heuer gehören neben Metall- auch Kunststoff-Gestelle fest zum Sortiment. Es gibt sie für alle, die auffallen wollen, in vielen knalligen Farben. Am beliebtesten aber sind Schwarz und Braun sowie Havanna. Letzteres ist optisch dem echten Schildpatt nachempfunden, das aus Artenschutzgründen nicht mehr verwendet werden darf.

Wer zu bunten Fassung greift, sollte sich aber auf jeden Fall am eigenen Farbtyp orientieren. Wintertypen stehen kalte, klare Töne wie ein kräftiges Blau, Herbsttypen schmeichelt hingegen ein warmes Orange oder Rot. Sommertypen sind mit kühlen Pastellnuancen bestens beraten und Frühlingstypen mit zarten, aber warmen Farben.

Die Gegenbewegung zur bunten Offensive, die sich laut Experten auf dem deutschen Markt viel stärker bemerkbar macht, als zum Beispiel in Italien, wo durchweg gedeckte Töne dominieren, lautet: Transparenz. Manche Brillenfassungen zeigen sich 2015 auffallend unauffällig. Von diesem Trend profitieren vor allem Leute mit schmalen Gesichtern. Extrem leichte High-Tech-Materialien wie Titan lassen einen die Gestelle kaum auf der Nase spüren.

"Wie mit einem Brett vorm Kopf"

Brillen mit großen Gläsern liegen zwar immer noch im Trend. Aber selbst Sonnenbrillen sind nicht mehr ganz so riesig, wie in den letzten Jahren, als „Frau“ aussah wie die Stubenfliege Puck aus der Zeichentrick-Serie Biene Maja. „Zum Glück“, wie Frank Schlemmer meint. Gerade zierliche Frauen hätten mit solchen Modellen gewirkt, wie mit einem Brett vor dem Kopf.

In verspiegelten Sonnenbrillen sieht man zwar nicht die Augen des Trägers, dafür aber vieles um ihn herum.

In verspiegelten Sonnenbrillen sieht man zwar nicht die Augen des Trägers, dafür aber vieles um ihn herum. © dpa

Das sei genauso wie bei den Minibrillen, die in den Achtzigern en vogue waren. Der Optiker urteilt: „Das passt einfach von der Ästhetik her nicht.“

Was auffällt: Die Fassungen werden immer filigraner und bestehen oft aus gebürstetem Material. Wie bei Jeans, die aussehen, als hätten sie schon ein aufreibendes Leben hinter sich, wird auch der Kunststoff bearbeitet, um einen matt schimmernden Vintage-Touch zu erzielen. Und wer sagt, dass die Brille nur aus einem Material bestehen darf? „Mix and Match“ ist bei vielen Designern die Devise, bei der durchaus interessante Kombinationen herauskommen.

Insgesamt, so konstatiert Matthias Kröniger vom Optiker-Geschäft „Sichtwerk“ am Trödelmarkt, werde es immer schwieriger, hervorstechende Trends zu formulieren. „Ich habe auf den Messen noch nie so viele unterschiedliche Stile gesehen, wie zurzeit.“ Was er abgesehen von Form, Farbe und Material festgestellt hat, ist die Tatsache, dass immer mehr Kunden auf hochwertige polarisierende Gläser mit guter Optik achten, wie sie bisher vor allem bei Anglern und Bergsteigern beliebt sind.

Kontrastreich und angenehm

Diese filtern Reflexe auf ebenen Flächen heraus und ermöglichen ein viel kontrastreicheres, angenehmeres Sehen. „Viele meiner Kunden, die solche Gläser kennen, wollen auch bei der nächsten Sonnenbrille nicht mehr darauf verzichten“, betont Kröniger. Im Gegensatz zum UV-Schutz, der für Brillenhersteller ohne großen finanziellen Mehraufwand zu integrieren ist, gehören polarisierende Gläser oft, aber noch nicht bei allen Sonnenbrillen zum Standard.

Wichtiger als der neueste Trend ist, dass die Sonnenbrille zur Gesichtsform und zum persönlichen Stil passt. Und dass sie optimal sitzt. Sie sollen ja nicht nur stylisch aussehen, sondern auch einen guten Schutz für die Augen bieten. Was nützt die trendigste Sonnenbrille, wenn sie dauernd von der Nase rutscht?

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