SOS in Thon: Es fehlen fast 60 Kindergartenplätze

15.2.2017, 05:48 Uhr
Ein paar Meter vom ziegelroten Gebäude (hinten) entfernt, nutzt eine Gruppe des Kindergartens St. Andreas einen Spielplatz als Außengelände. Da dieses Areal wegen des Schul- und Hort-Neubaus am Thoner Espan abgegeben werden muss, ist Ersatz nötig.

© Jo Seuß Ein paar Meter vom ziegelroten Gebäude (hinten) entfernt, nutzt eine Gruppe des Kindergartens St. Andreas einen Spielplatz als Außengelände. Da dieses Areal wegen des Schul- und Hort-Neubaus am Thoner Espan abgegeben werden muss, ist Ersatz nötig.

Das neue Kindergartenjahr beginnt erst im September, aber hinter den Kulissen geht es vor allem in Thon schon kräftig rund. Grund ist das Problem, dass freie Plätze Mangelware sind. Das hatte sich schon vor dem Anmeldetag im Stadtteil herumgesprochen. Und die schlimmsten Befürchtungen sind eingetreten, wie Jugendamtsvize Georg Reif bestätigt: 70 Eltern hätten sich um elf freie Plätze für ihre Sprösslinge beworben, wobei es eigentlich nur acht waren, weil drei Geschwisterkinder Vorrang genossen - wie üblich in Nürnberger Kindertagesstätten.

Nur noch 50 statt 75 Plätze

Wo die 59 Jungen und Mädchen nun einen Betreuungsplatz erhalten, muss das Jugendamt in Absprache mit den Trägern und den Eltern abklären. Reif hofft zwar darauf, dass die Zahl der Suchenden sich durch Mehrfachbewerbungen noch etwas reduzieren wird. Doch ihm ist bewusst, dass der Druck aus Thon die nächsten Monate zunehmen wird - und das hat auch damit zu tun, dass es im Viertel ab September eine Gruppe für 25 Kinder weniger geben wird - im Kindergarten St. Andreas, der im Komplex des Ökumenischen Gemeindezentrums in der Cuxhavener Straße 58 residiert.

Von den Gerüchten über diese Veränderung hat die zweifache Mutter Anke Fritzsch gehört. Als Auslöser wurde ihr die Kündigung des gepachteten Außenspielbereichs für die dritte Kindergartengruppe durch die Stadt genannt. Dies bestätigt Hanne Höfig vom kirchlichen Träger Ekin GmbH, der zum 1. Januar 2017 die drei Kitas des Diakonievereins St. Andreas in Thon übernommen hat.

Dass es ab September in der betroffenen Einrichtung nur noch 50 statt 75 Plätze geben soll, hat jedoch eine längere Vorgeschichte. Vor etlichen Jahren war der Mehrzweckraum umgenutzt worden, damit eine dritte Gruppe angeboten werden kann. Laut Georg Reif habe die Stadt damals zugestimmt, weil zugesagt wurde, dass zur Erfüllung des vorgeschriebenen Raumkonzeptes die Hausmeisterwohnung umgebaut werde. "Das Versprechen wurde nicht eingehalten", kritisiert Reif und betont: "Wir konnten nicht länger zuschauen."

Mehrere Projekte am Start

Klar ist: Angesichts des bei Familien beliebten Stadtteils und mehrerer Neubauprojekte in der Umgebung laufen bereits Planungen für weitere Kindertagesstätten. Laut Reif gibt es zwei Investoren, die insgesamt 100 neue Betreuungsplätze schaffen wollen - allerdings erst in den nächsten "zwei bis drei Jahren", was aktuell die Lage nicht verbessert. Noch länger dauert es bei der Kita, für die eine Fläche an der Forchheimer Straße reserviert ist.

Angesichts des großen Bedarfs in Thon sucht das Jugendamt jetzt einerseits nach einem Gelände, wo eine Container-Lösung möglich wäre. Zudem soll geprüft werden, ob die dritte Gruppe in der Kita St. Andreas doch noch gerettet werden kann.

Wie Reif macht Schulbürgermeister Klemens Gsell klar, dass der geplante Neubaukomplex am Thoner Espan nicht der Grund für das Aus sei. Die Schulbehörde habe dem Kindergarten zwei Ersatzflächen angeboten, was "mehr als gleichwertiger Ersatz" gewesen wäre. "Das Angebot steht auch jetzt noch", betont Gsell, der verärgert ist, dass im Hintergrund versucht worden sei, "dem Schulbau die Rolle des bösen Buben zuzuschieben".

Beim Schulprojekt ist weiter unklar, wann damit begonnen werden kann. Im Dezember wurde von der wbg Kommunal der Bauantrag gestellt, der keine Nutzung mehr nach 22 Uhr vorsieht. Trotzdem muss Gsell mit Klagen von Anwohnern rechnen.

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