Sozialisten kritisieren Gedenkaktion für Obdachlosenlager

30.5.2017, 12:02 Uhr
Kein Filter macht Armut schöner: Die Sozialistische Jugend-Die Falken hat auf die Malaktion der angehenden Erzieher geantwortet.

© Felix Balandat Kein Filter macht Armut schöner: Die Sozialistische Jugend-Die Falken hat auf die Malaktion der angehenden Erzieher geantwortet.

Jüngst erinnerten Studierende der Evangelischen Fachakademie für Sozialpädagogik mit einer Malaktion an das ehemalige Obdachenlosenlager unter der Franz-Josef-Strauß-Brücke. In ihren Augen war die Schlafstätte ein "schöner Ort". Sie fänden es schade, dass er nicht mehr bewohnt werde.

Gegen diese in ihren Augen "Romantisierung von Armut und Elend" protestierte nun die Sozialistische Jugend "Die Falken" in Nürnberg mit einer eigenen Aktion. Am Ort des ehemaligen Obdachlosenlagers haben Mitglieder des Jugendverbandes Plakate aufgehängt, auf denen unter anderem steht: "Romantisierung von Elend ist die falsche Antwort!".

Auf Facebook kritisieren die Falken, dass die Studierenden der Fachakademie Armut, die der Grund dafür sei, dass Menschen unter Brücken schlafen, nicht erwähnt haben. Die Studierenden haben mit Kreide Blumen, einen Teppich und eine Weinflasche auf den Ort des ehemaligen Obdachenlagers gezeichnet und mit den Sprüchen "Welcome" und "Wir alle sind Nürnberg" verziert. "Armut ist scheiße, egal ob sie sichtbar ist oder nicht. Das Elend muss zurückgeschlagen und kritisiert und nicht verschönert und romantisiert werden. Armut ist und bleibt hässlich!", schreiben die Falken auf ihrer Facebook-Seite.

Gegenüber den Nürnberger Nachrichten erklärt Marie Stroecker, Vorsitzende der Nürnberger Falken: "Wir haben nichts gegen die Menschen, die Schutz unter Brücken suchen und wollen sie nicht aus dem Stadtbild vertreiben". Viel besser fänden es die Falken jedoch, wenn in Nürnberg jeder Mensch eine eigene und seinen Bedürfnissen entsprechende Wohnung zum Leben hat. In Nürnberg stünden Häuser leer, die nutzbar gemacht und denen zur Verfügung gestellt werden sollten, die sie brauchen.

Da die "Bewohner" des Lagers nicht negativ auffielen, duldeten die Behörden die Nutzung. Im Februar verließen die Obdachlosen ihr Lager unter der Brücke, weil sie nachts immer wieder beklaut wurden. Der verlassene Ort wurde schnell zur Müllhalde, woraufhin der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) die Fläche aufräumte.

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