Spanier wollen in Nürnberg Fuß fassen

28.8.2013, 10:40 Uhr
Spanier wollen in Nürnberg Fuß fassen

© Michael Matejka

Rafael Cañada hat Tourismus und Betriebswirtschaftslehre an der Universität in Granada studiert. Mehr als temporäre Anstellungen als Rezeptionist in verschiedenen Hotels fand der Spanier damit in seiner Heimat nicht. „Wir haben alle eine sehr gute Ausbildung, aber keine Arbeit“, resümiert der 30-Jährige, der aus einem kleinem Dorf in der Nähe von Nürnbergs Partnerstadt Córdoba stammt.

So wie Cañada geht es in Spanien jedem zweiten jungen Menschen. Während in Deutschland die Jugendarbeitslosigkeit unter fünf Prozent liegt, beträgt sie in dem beliebten Urlaubsland 50 Prozent, berichtete Nürnbergs zweiter Bürgermeister Horst Förther bei einem Empfang für die 27-köpfige Gruppe im Rathaus. Sie besteht aus elf Frauen und 16 Männern, die im Idealfall hier im September eine Ausbildung beginnen sollen.

Insbesondere Hotel- und Gaststättengewerbe

Weil der Lehrstellenmarkt in der Region und insbesondere im Hotel- und Gaststättengewerbe, wo die jungen Spanier derzeit überwiegend als Praktikanten eingesetzt sind, noch Luft hat, habe man diese Branche gewählt, erklärte der SPD-Politiker. Ursula Poller, Leiterin des Bereichs Berufsbildung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nürnberg für Mittelfranken, sieht noch andere Pluspunkte der Branche: Internationalität ist dort von Haus aus gefragt und meist können auch Unterkünfte gestellt werden, in denen die jungen Leute wohnen können.

Wenngleich es mit dem Deutsch der Gäste nach einem Monat in der Region noch etwas hapert, bringen viele von ihnen andere Fremdsprachenkenntnisse mit, wie beispielsweise Esther Fraga, die gut Englisch und Französisch spricht. Schließlich hat die Ingenieurin aus Córdoba auch schon zwei Monate bei ihrer Familie in den USA verbracht und sieben Monate in Frankreich in ihrem Beruf gearbeitet.

„Wurzeln schlagen“

Trotzdem sah sich Fraga in ihrer Heimat wieder mit Arbeitslosigkeit konfrontiert und bewarb sich deshalb bei der IHK in Córdoba zusammen mit 160 anderen Interessenten um eine Teilnahme an dem Projekt, das hierzulande vom Ausbildungsring Ausländischer Unternehmer (AAU) und IHK Nürnberg koordiniert wird. Das Programm „MobiPro — The Job of my Life“ des Bundesarbeitsministeriums unterstützt es finanziell und kommt beispielsweise für den Deutschkurs auf.

„Ich will Deutsch lernen und später hier arbeiten“, skizziert Fraga, deren Familie aus Kuba stammt. „Mit 32 muss ich langsam Wurzeln schlagen.“ Ihre Situation empfinde sie in gewisser Weise als Ironie: „Meine Eltern sind vor 41 Jahren nach Spanien gekommen, weil die Lage da so gut war und sie sofort Arbeit fanden“, schildert die Ingenieurin. „Sie sind jetzt sehr betroffen, dass ich das Land verlassen muss, weil es für mich keine Arbeit gibt.“
 

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