Spannende Tierwelt im Freilandaquarium Stein

4.8.2015, 16:05 Uhr
Spannende Tierwelt im Freilandaquarium Stein

© Weigert

Schon der Weg zu dem lauschigen, 5000 Quadratmeter großen Grundstück ist einzigartig: Man kann nämlich nicht direkt vor dem Eingang parken, sondern läuft vom Steiner Heuweg fünf Minuten durch einen Mischwald - und wird somit gleich auf das Thema Natur vorbereitet.

Heimische Pflanzen und Reptilien, Tümpel und Weiher mit ihren Lebewesen will die Naturhistorische Gesellschaft (NHG) den Besuchern in ihrer Außenstelle im Süden von Nürnberg näherbringen. „Gerade nach dem Theater um die Kreuzottern am Hafen vor zwei Jahren muss man die Menschen für die Natur sensibilisieren“, meint Günter Schirmer, Obmann der NHG-Abteilung Freilandaquarium und Terrarium, „das sind scheue und vorsichtige Tiere, die vor uns Angst haben.“ Zwei Exemplare der Giftschlangen liegen fast bewegungslos in einer Vitrine. Dort haben sie Rückzugsräume und können sich zwischen Steinen, Rinden und Pflanzen verstecken.

Spannende Tierwelt im Freilandaquarium Stein

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Ein paar Meter weiter stößt man auf das Terrarium der ungiftige Äskulapnatter. Um ihre Harmlosigkeit zu beweisen, lässt Schirmer das Tier über seinen Arm kriechen. Unaufgeregt und friedlich wirkt die Natter, trotzdem wird sie sicher nicht jedermanns Lieblingstier. „Viele Erwachsene schreien ,iiiih‘, wenn sie eine Schlange sehen und schrecken zurück“, sagt der 60-Jährige, „das überträgt sich dann auf ihre Kinder.“ Es ist ein langer Weg, bis Besucher eine unverkrampfte Haltung zu Schlangen entwickeln. Grusel und Abscheu sind beherrschende Gefühle.

Ein gewisser Respekt ist aber auch nötig: In einem Terrarium wird die sehr giftige Hornotter gehalten. Als ein Exemplar vor über zwei Jahrzehnten einmal gestohlen wurde, kam der Dieb damit nicht weit: Er wurde gebissen und musste zwei Wochen im Krankenhaus behandelt werden.

Die Sympathie der Passanten gewinnen Laubfrosch, Sumpfschildkröten oder Feuersalamander viel leichter. Gäste können sie in dem schön gestalteten Lebensraum betrachten. Darum geht es den etwa 20 Aktiven, die ehrenamtlich die Steiner Anlage pflegen: Die Besucher sollen zur Ruhe kommen, Eindrücke sammeln, wie etwa das Rauschen des Windes oder Vogelgezwitscher, und die Natur beobachten. Dazu gehört manchmal Geduld, denn die heimische Tierwelt in den Terrarien zeigt sich nicht auf Knopfdruck.

Spannende Tierwelt im Freilandaquarium Stein

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Natürlich stechen einem sofort die herrlich eingewachsenen Tümpel mit Schilf und Farn ins Auge. In einigen Gewässern dümpeln Karpfen, andere sind komplett fischfrei. Denn die Hobby-Aquarianer wollen auch Libellenlarven oder dem Nachwuchs von Geldrandkäfern Chancen zum Überleben geben.

Ein Garten mit Arzneikräutern wie Ringelblume, Moschus-Malve oder Gänsefingerkraut zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Gegenüber sind schmackhafte Gewürzkräuter wie Zwergthymian, englische Pfefferminze oder Zitronenmelisse angebaut. Die Besucher sollen ein Gespür dafür bekommen, was die Natur alles bietet.

Ein Rundgang durch den sorgfältig gepflegten Landschaftsgarten ist also praktizierter Biologieunterricht. Und darum wundert es auch nicht, dass das Freilandaquarium schon lange Schulklassen magisch anzieht. Sie bekommen pro Jahr etwa 100 Sonderführungen an den Werktagen. Für die Allgemeinheit ist die Anlage am Steiner Heuweg immer nur an den Wochenenden vom Frühjahr bis Ende September geöffnet. Jährlich besuchen etwa 35.000 Personen das am Wald gelegene Idyll.

Flohzüchter am Haselgraben

Im Jahr 1925 hatten NHG-Mitglieder das große Grundstück am Haselgraben eifrig beackert. Sie hoben Erdgruben für die Tümpel aus und gossen Tierblut vom Schlachthof ins Gewässer - um Wasserflöhe zu ziehen, die sie als Futter für ihre exotischen Fische brauchten. Darum heißt es heute noch bei den Steiner Bewohnern, wenn sie das Terrarium besuchen wollen: „Komm, gehen wir zu den Flohzüchtern“, obwohl dies längst Geschichte ist.

Spannende Tierwelt im Freilandaquarium Stein

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Für Günter Schirner und seine Mitkämpfer ist wichtig, die heimische Tierwelt und ihren immer geringer werdenden Lebensraum ins Bewusstsein zu rücken: „Viele Kinder kennen Elefanten und Anakondas, aber haben noch nie einen Laubfrosch gesehen.“ Ein Besuch im Freilandaquarium Stein kann dies ändern.

Der Besuch im Freilandaquarium Stein kostet keinen Eintritt. Die NHG freut sich allerdings über eine kleine Gabe am „Spendenfrosch“.

 

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