SPD in Nürnberg: Eine Partei, auf der Suche nach sich selbst

26.9.2017, 05:34 Uhr
Viele Nürnberger Wähler kehrten der SPD bei der Bundestagswahl den Rücken zu.

© Kay Nietfeld/dpa Viele Nürnberger Wähler kehrten der SPD bei der Bundestagswahl den Rücken zu.

Die Katerstimmung vom Wahlabend wird in den beiden sogenannten Volksparteien sicher noch länger zu spüren sein – gerade auch in Nürnberg. Eine Stadt, die altgediente SPD-Mandatsträger seit jeher gerne als eine ihrer Hochburgen betrachtet haben – und beim einen oder anderen war auch schon mal eine eher unpassende Überdosis Selbstbewusstsein zu spüren. Im bayerischen Umfeld mag das noch angegangen sein – aber vielen SPD-nahen Wählern scheint das sauer aufgestoßen zu sein. Jetzt haben sie ihr heimgeleuchtet. Wenn sich die "gute alte SPD" (sagt das nicht alles?) nun, wie es im Werbejargon heißt, "neu erfinden" muss, ist die Ratlosigkeit groß, wie das gehen soll.

CSU und SPD stecken in echtem Dilemma

Auf der CSU-Seite können auch die errungenen Direktmandate das Debakel kaum verdecken. Insgesamt deutlich unter 30 Prozent gerutscht zu sein und nicht einmal im Knoblauchsland oder im top-bürgerlichen Laufamholz die 50-Prozent-Marke geknackt zu haben, trifft – ein Jahr vor der Landtagswahl – auch ihren Lokalmatador und Strahlemann Markus Söder. Aber auch andere Christsoziale wähnten sich offenbar allzu sicher im Sattel – und die schon früher beschworene Demut war allenfalls ein Lippenbekenntnis.

CSU wie SPD stecken in einem echten Dilemma: Vermutlich hilft ihnen weder die Rückbesinnung auf (noch mehr) Tradition, noch eine radikale Abkehr davon. In Nürnberg können sie die Kursbestimmung vielleicht etwas gelassener angehen als in Berlin, denn auf den Stadtrat und den Landtag wirkt sich das Wahlergebnis vorerst nur stimmungsmäßig aus.

Handfeste Folgen auch für die Kommunalpolitik hat dann freilich das Programm der künftigen Regierungskoalition, sei es in der Umwelt- und Verkehrs- und erst recht in der Sozialpolitik. Welche Handschrift sich da durchsetzt, bleibt abzuwarten.

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