Spiele mit der Körpersprache

27.3.2015, 15:34 Uhr
Spiele mit der Körpersprache

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Choreographin Alexandra Rauh und Regisseurin Tina Geißinger haben ein furioses Stück geschaffen – aufklärerisch, lustig, schwungvoll, aber auch mit einer gerhörigen Portion Wut und Biss. Ellen Lang, Drag Queen und Moderatorin, groß gewachsen, blonde Locken, pinkes Spitzenkleidchen, erzählt das Märchen vom kleinen Ungeheuer. Das Ding ist arm dran, weil es sich ständig vor allem Fremden fürchtet. Darum hat es sich in seiner Höhle verbunkert. Gegen die Angst helfen auch keine doppelten Schlösser oder Brausetabletten.

Unterdessen bewegen sich Rebekka Böhme, Michael Althauser und Burak Uzun über die Bühne. Ihre Haut scheint zu eng zu sein, die Versuche, sie abzustreifen, scheitern. Da werden Arme und Beine geschlenkert, an allem gezerrt. Doch dann befreien sie sich Schritt für Schritt. Das Publikum erlebt eine Entpuppung. Nur, dass die Akteure sich dazu verpacken, und zwar in die „typische“ Kleidung des anderen Geschlechts. Bald sieht Rebekka Böhme wie ein Teenager-Junge aus, Michael Althauser wird Ellen Lang immer ähnlicher, und Burak Uzun, der zuerst den Macho mimt, trägt nun Ballrobe und Glitzer-Top. Kleider machen eben Leute.

Was ist die Erwartungshaltung?

Prompt bewegen und benehmen sie sich so, wie man es von ihnen erwartet – das Weibliche zurückhaltend und fein, das Männliche forsch und breit. Nur dass ihr biologisches Geschlecht dem widerspricht. Und das wirft die Frage auf, was „Mann und Frau“ überhaupt sind, was die Gesellschaft an Rollenbildern vorgibt. Was ist „normal“? Was kann das kleine ängstliche Monster akzeptieren? Während die Darsteller sich zusammenrotten, werden Statements eingespielt wie „Das tut man nicht! Ein Junge weint nicht! Sei ein braves Mädchen! Unmöglich, wie siehst du aus!“

Hinzu kommen abwertende Bemerkungen über Homosexuelle. Doch zum Glück gibt es Ellen Lang, die im weißen Kittel flugs das Publikum mit Liebe, Spaß und Lebensfreude therapiert. Alle sollen sich outen, rufen die vier Mutigen, die ihren Weg gefunden haben. Wunderbare Gruppenbilder entstehen, Stillleben auf der Bühne bringen die Normen ins Wanken, bis die Konventionen sich auflösen, körperlich und auch im Kopf. Wenn es doch nur immer so wäre.

Nochmals am 28. und 29. 3. um 19.30 Uhr im Künstlerhaus

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