Stadt will Haltegriffe für Radler an Ampeln montieren

12.11.2014, 06:00 Uhr
In Fürth gibt es sie schon: die knallgelben Haltegriffe für Radfahrer an Ampeln. Das Bild zeigt einen Griff an der Jakobinenstraße.

© Foto: Michael Matejka In Fürth gibt es sie schon: die knallgelben Haltegriffe für Radfahrer an Ampeln. Das Bild zeigt einen Griff an der Jakobinenstraße.

Griffe gibt es überall - zum Öffnen, zum Hochziehen oder eben zum Festhalten. Pfosten, Masten und Co. dienen Radfahrern von jeher als Stütze, um bei Rotlicht an der Straße nicht absteigen zu müssen. Jetzt beschäftigt ein ganz besonderer Halt die hiesige Stadtpolitik. Die Liberalen haben ihn ins Spiel gebracht, den knallgelben Ampelgriff. Radler sollen sich damit auf besonders "griffige" Weise festhalten können.

Denn die Metallmasten der Ampeln sind nicht selten eiskalt (vor allem im Winter), nass und glitschig. Laut FDP ist die Stange bei schlechter Witterung sogar ein Sicherheitsrisiko, weil Hände daran abrutschen können. "Für ältere Fahrer kann zudem das Auf- und Absteigen beschwerlich sein", heißt es in einem FDP-Antrag.

Doch der 30 Zentimeter lange Griff ist keine Weltneuheit. Vor 14 Jahren wurde er erstmals eingeführt, in der Stadt Marl in Nordrhein-Westfalen. Die Idee hatte dort ein städtischer Verkehrsplaner. Mittlerweile hat der gelbe Ampelgriff weite Teile Deutschlands erobert, mehrere Tausend Stück wurden bereits montiert. Selbst in Erlangen und Fürth - dort auch an der Kreuzung Jakobinen-/Gebhardtstraße.

In Nürnberg dagegen haben sich Verwaltung und Stadträte bisher schwergetan, das komfortable Instrument für Radler einzuführen. Der Umstand, dass das Thema kurzfristig von der Tagesordnung des jüngsten Verkehrsausschusses gestrichen wurde, bestätigt diese Zurückhaltung. So lässt der Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) in seiner bereits veröffentlichten Stellungnahme für den Ausschuss kein gutes Haar am Haltegriff. Die Behörde kritisiert, dass für die Befestigung der Plastikhenkel "die vollverzinkten Ampelmasten angebohrt werden müssen".

Das Metall kann dadurch frühzeitig rosten. Außerdem verlaufen dahinter Leitungen. Die Techniker von Sör befürchten überdies, dass bei "mutwilligem Rütteln" am Griff die Lampen in den Ampeln Schaden nehmen könnten. Und da wäre auch noch der gesundheitliche Aspekt: "Aus hygienischer Sicht sind Haltegriffe Tummelplätze für Keime und Bakterien und können daher zu Krankheitsüberträgern werden." Aufgrund dieser Bedenken rät Sör von der Montage ab.

"Mangelnde Bereitschaft"

Diese Haltung brachte aber Jens Ott auf die Palme. Der Vorsitzende des ADFC in Nürnberg monierte noch vor der Ausschusssitzung in einem Brief an den Baureferenten die "mangelnde Bereitschaft" in Teilen der Verwaltung, Nürnberg fahrradfreundlicher zu gestalten. "Sör hat alle denkbar negativen Aspekte von Haltegriffen aufgeführt." Ott verweist darauf, dass die Griffe in vielen anderen Städten bereits zum Alltag gehören. "Sogar das Bundesverkehrsministerium befürwortet die Ampelgriffe." Aus seiner Sicht stellen die gelben Anfasser einen Komfortgewinn für Radfahrer dar. "Sie vermitteln den Nutzern das Gefühl, willkommen zu sein und als Verkehrsteilnehmer ernst genommen zu werden."

Otts Brief an den Referenten kam an - und das im doppelten Sinn. Die Verwaltung hat das Thema von der Tagesordnung gestrichen, weil der ADFC intervenierte, so Frank Jülich, Leiter des Verkehrsplanungsamtes. Der Einspruch wird ernst genommen mit dem Ergebnis: Die Stadt wird nun doch zunächst an fünf Ampeln im Verkehrsnetz gelbe Haltegriffe anbringen. "Die Montage der Griffe ist sicher nicht die wichtigste Maßnahme in der Radverkehrsförderung", sagt Jülich. "Sie bietet aber einen kleinen Komfort für Radler."

Verwandte Themen


40 Kommentare