Stadtrat diskutiert über Zukunft des Nürnberger Volksfests

26.9.2018, 17:47 Uhr
Das Volksfest gehört zu Nürnberg wie die Sehenswürdigkeiten in der Altstadt. Im kommenden Jahr feiert die Frankenmetrople übrigens das 100. Frühlingsfest.

© Michael Matejka Das Volksfest gehört zu Nürnberg wie die Sehenswürdigkeiten in der Altstadt. Im kommenden Jahr feiert die Frankenmetrople übrigens das 100. Frühlingsfest.

Claudia Arabackyj dreht auf dem Festplatz gerne eine Runde – nicht nur, um sich als Stadträtin und wirtschaftspolitische Sprecherin ihrer Fraktion selbst einen Eindruck zu verschaffen. Sie kommt auch zum Feiern, gerne im Dirndl. Aber: "Dass hier auf den Bänken getanzt wird, was für junge Leute dazugehört, ist eher selten zu erleben", bedauert sie.

Und auch unter Schaustellern kommt nicht gleich Euphorie auf, wenn sie auf das Volksfest angesprochen werden. Pure Begeisterung ist eher zu spüren, wenn sie von Festen wie in Hof, Crailsheim oder gar Bonn erzählen. Dort laufe die stadtweite Werbung schon ein halbes Jahr vorher, ist zu hören.

Dabei rudert und kämpft der Schaustellerverband um seinen umtriebigen Vorsitzenden Lorenz Kalb seit Jahren, um das Nürnberger Volksfest mit Kampagnen für Sicherheit und Sauberkeit aus der früheren Schmuddelecke zu holen. Mehr noch: Mit erheblichem Aufwand, etwa mit Themenabenden, Aktionen wie einem Azubi-Speed-Dating im Riesenrad, Oldtimer-Paraden oder Kooperationen wie mit dem Museum für Kommunikation, ist auch eine inhaltliche Aufwertung gelungen. Das Motiv: Das Volksfest soll mit seinem Erlebnis- und Unterhaltungscharakter "abseits des digitalisierten Alltags" als Teil des Kulturgeschehens wahrgenommen werden. Und als Ort der Begegnung aller Generationen, nicht zuletzt unter dem Stichwort "Kultur des kleinen Mannes". Gerade damit wünschen sich die Schausteller nicht zuletzt eine Einbindung in den Prozess für die Bewerbung um den Kulturhauptstadttitel.

In dem 44 Seiten starken Agenda-Papier bündelt der Schaustellerverband das alles zur Beschreibung des "Markenkerns": In den Vordergrund gerückt wird der Charakter als Familienfest ("Alkohol spielt nicht die Hauptrolle") mit vielen Innovationen und "einmaligem Spartenmix".

Kalb präsentierte "Agenda 2030" 

Im städtischen Rechts- und Wirtschaftsausschuss listete Lorenz Kalb in seiner umfassenden "Agenda 2030" neben - mittlerweile bewährten - Neuerungen weitere Ideen, aber auch ganz handfeste Forderungen auf. 
Geringere Gebühren etwa bei der Bauabnahme - für die Begutachtung des Bierzelts berechne die Verwaltung immerhin 1000 Euro, andere Kommunen seien deutlich günstiger, so Kalb. Er regte weiter die Erneuerung der veralteten Platzbeleuchtung durch energiesparende LED an. Außerdem warb er dafür, Parallelveranstaltungen zu den von der Stadt veranstalteten Volksfesten so weit wie möglich zu vermeiden. Heuer hätten die "Ritterspiele" im Burggraben zeitgleich dieselbe Zielgruppe angesprochen. 

Wirtschaftsreferent Michael Fraas als zuständiger hauptamtlicher Stadtrat merkte an: "Wir sind sensibel, was Parallelveranstaltungen betrifft. Aber Termin-Kollisionen werden sich nicht immer vermeiden lassen." Die Forderungen seien angekommen, nun müssten die Stadträte darüber beraten. Zuvor hatte der CSU-Politiker begeistert vom "authentischen Familienfest" gesprochen, das er bereits als kleiner Junge genossen habe. Thomas Pirner merkte für die CSU-Fraktion an, dass die Stadt den Schulterschluss mit den Schaustellern suche. Man werde in der Fraktion "intensiv ausloten, wo man sie unterstützen könne."

Sein SPD-Kollege Ulrich Blaschke versicherte: "Anerkennung ist ganz wichtig und das Wohlwollen ist groß." Seine Fraktion überlege, wie man an der Markenbildung für das Nürnberger Volksfest mitwirken könne. Die Stadträte fanden insgesamt freundliche Worte, die nichts kosten. Von einem "dynamischen, lebendigen Fest mit neuer Attraktivität", sprach Hartmut Beck (Freie Wähler). 

Britta Walthelm (Die Grünen) war zufrieden, dass nur wenig Beschwerden über Müll geäußert wurden - und das bei zwei Volksfesten pro Jahr mit insgesamt über vier Millionen Besuchern. Nur der Bund Naturschutz habe sich über Feuerwerkskörper im Dutzendteich beklagt.

Die Stoßrichtung liegt auf der Hand: Die Schausteller erwarten ein stärkeres Engagement der Stadt, vor allem durch Entlastungen bei Entgelten sowie durch Förderung von Extras im Begleitprogramm. Beraten und beschließen müssten darüber die Stadträte. Offiziell sind die Volksfeste "öffentliche Einrichtungen" der Stadt Nürnberg. Über Grundsatzfragen, Platzgelder und Vergaben entscheidet ein sogenannter Arbeitsausschuss aus Vertretern verschiedener Ämter, der Congress- und Tourismuszentrale und des Schaustellerverbands, dem offiziell die Durchführung der Veranstaltungen anvertraut wurde.

 

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