"Ständig Gehupe": Verkehrsärger in Nürnbergs Altstadt

3.12.2017, 05:20 Uhr

© Micha Schneider

Vom Tresen seines Fotostudios aus hat Inhaber René Unger dank des großen Fensters den Verkehr an der Äußeren Laufer Gasse bestens im Blick. Das Aus der Einbahnregelung bringe keine Vorteile, meint er: "Das ist alles andere als verkehrsfördernd." Die Stadt argumentiert, dass die Geschäfte dadurch besser erreichbar seien und die Autofahrer weniger rasen würden. Unger überzeugt das nicht. Ihm fallen vielmehr die Lieferfahrzeuge auf, welche die Lokale anfahren, und auf der Straße parken: Dadurch ergeben sich immer wieder Stauungen. Gerade das könnte sich fatal auswirken: "Hier gibt es täglich an die zehn Krankenwagen, die ins Nordklinikum unterwegs sind: Was ist, wenn die nicht durchkommen?"

Dieses Problem spricht auch ein weiterer Geschäftsmann einige Häuser weiter an. Auch er beobachtet, dass regelmäßig Krankenwagen diesen Weg zur Klinik nutzen. Weil mit dem Ende der Einbahnregelung jetzt nur noch eine Spur zur Verfügung steht, sorge das Parken der Lieferanten in der zweiten Reihe für Ärger. "Hier gibt es ständig Gehupe, es ist ziemlich chaotisch." Ähnlich sieht es auch Doris Kotzerke, Verkäuferin im Schuhgeschäft Pickelmann. Doch sie erwähnt auch, dass der Bus der Linie 36 ab sofort stadtauswärts über die Äußere Laufer Gasse - und nicht mehr über die Beckschlagergasse - zum Rathenauplatz fährt. "Das könnte uns neue Kunden bringen", sagt sie. Durch die neue Busführung verkürzt sich nach Angaben der Stadt die Fahrzeit um ein, zwei Minuten.

"Ein Durcheinander"

Ob das alle glücklich macht? Rita Latina, Chefin der Pasticceria "Paradiso dei dolci", berichtet: "Meine Kunden sind mit der neuen Regelung nicht so zufrieden, viele Anwohner beschweren sich über das Durcheinander." Sie selbst störe sich am Aus der Einbahnregelung nicht, betont sie - und sagt: "Ich höre jeden Tag Beschwerden."

Wenig begeistert ist auch eine Anwohnerin der Beckschlagergasse. "Wir lassen uns jetzt mal überraschen, wie es weitergeht." Die Ankündigung der Stadt, in der Beckschlagergasse den Gehweg zu verbreitern, sorgt bei ihr für Unbehagen: "Das Parken ist jetzt schon katastrophal - ich habe Angst, dass nun auch noch Anwohner-Parkplätze wegfallen."

Diese Sorge sei unbegründet, betont Frank Jülich, Chef des städtischen Verkehrsplanungsamtes: "Die Zahl der Bewohner-Stellplätze wird nicht reduziert." Die Stadt tendiere eher dazu, hier künftig weitere Anwohner-Stellplätze einzurichten.

Generell sagt Jülich zur neuen Verkehrsführung: "Es klappt eigentlich ganz gut." Seit gerade mal eineinhalb Wochen gilt die neue Regelung - Gewohnheiten aufzugeben, das sei auch für Verkehrsteilnehmer "ein Prozess", wie Jülich meint. Deshalb hat die Stadt viele Hinweisschilder und Warnlichter aufgestellt: "Das wird noch einige Wochen stehen bleiben."

Jülich weiß aber auch, dass so mancher Autofahrer mit der Ausrede "Das habe ich nicht gewusst" eine verbotene Abkürzung nimmt: Wer an der Äußeren Laufer Gasse stadtauswärts unterwegs ist, der muss zuletzt einen kleinen Umweg über die Laufertormauer nehmen. Jülich regt es sehr auf, dass einige Autofahrer illegal über den Rathenauplatz abkürzen - und sich sowie andere damit in Gefahr bringen: "Das erschüttert mich - und da kann sich auch keiner rausreden."

Ihn ärgert auch, dass viele Autofahrer hier mit dem Bleifuß unterwegs sind. Er betont: "In den nächsten Tagen wird hier wieder auf Tempo kontrolliert."

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