"Starpost" präsentiert als "Code Canary" neue EP

23.3.2014, 12:36 Uhr

© Stefan Koeppel

In den finsteren Tiefen der Bergwerke schlummert seit jeher eine unsichtbare Gefahr: Giftgas. Um sich vor dem bedrohlichen Kohlenmonoxid zu schützen, trugen die Kumpel einst Käfige mit gelben Kanarienvögeln unter Tage. Sobald die Tiere verstummten oder von der Stange fielen, stürmten die Bergleute aus den Stollen und brachten sich in Sicherheit.

In einem solchen Fall wurde der "Code Canary" ausgerufen, den die ehemals auf "Starpost" hörende Nürnberger Elektro-Band nun als ihren neuen Namen auserkoren hat. Und die Bezeichnung scheint zu passen: Düster und atemraubend wie Schwaden von Kohlenmonoxid wabern die Bass-Synthesizer, lebensrettend wie der gelbe Kanarienvogel erhebt sich die Stimme von Sänger David Gabelaia aus der Dunkelheit und bringt Farbe ins Spiel.

Doch warum nur gibt man ohne Not einen Bandnamen auf, mit dem man den John Lennon Talent Award und viele Kontakte gewonnen hat? "Der alte Name ist halt sowas von 2007. Solche Namen hat man heute nicht mehr", scherzt Gitarrist Rodney Perez. "Wir haben unseren Sound neu erfunden und wollten das auch mit einem neuen Namen ausdrücken", ergänzt Schlagzeuger David Meister.

Weniger Indie-Rock, mehr Elektro

Die Band hat sich schon immer viele Gedanken gemacht. Zu viele vielleicht. "Früher waren wir etwas engstirniger und haben gedacht: Das geht, und das geht nicht. Jetzt sind wir viel offener geworden und nehmen Einflüsse von überall her", meint Gitarrist Perez. Burial, James Blake, Mount Kimbie oder FKA twigs nennen sie als Inspirationsquellen, aber auch Pharrell Williams.

Elektronischer sind Code Canary geworden, der früher starke Indie-Rock-Einfluss scheint nur noch bruchstückhaft durch. Auch aus dem Hip-Hop entlehnte Beats finden Einklang in die Songs. Dafür sind die Gesangsmelodien von Gabelaia, einstmals stark an den Falsett-Gesang von Radiohead-Sänger Thom Yorke angelehnt, poppiger geworden und lassen R&B-Stimmungen durchblicken. "Ein schöner Gegensatz", wie Gitarrist Perez findet.

Zu hören ist das nun auf der im März erschienenen EP "Wolves", die ausschließlich auf Vinyl und als Download erhältlich ist. Darauf findet sich etwa das eindringliche "linfen", das einen jagenden Beat mit wildem Weltraumgeballer und einer gespenstischen Gesangsmelodie vereint. Bedrohlich schleichen sich die Bass-Synthesizer im Titelstück durch den finsteren Tann, Gabelaia lässt die Wölfe heulen und eine dämonische Stimmung entstehen.

Tourabschluss im Stereo

Wer mehr davon hören will, sollte am Donnerstag, 27. März, in den Club Stereo kommen, wo die EP zum Abschluss einer kleinen Tour mit der Nürnberger Band Like Lovers vorgestellt wird. Das Set besteht fast ausschließlich aus neuen Songs. Aufnehmen wollen Code Canary die Lieder im Sommer mit Andreas Bruhn, ehemals Gitarrist der Sisters of Mercy und seit vielen Jahren mit seiner Firma "Eardrum" Produzent von Hochglanz-Werbe-Soundtracks für die ganz großen Unternehmen.

Kennengelernt haben sich Bruhn und Band beim letztjährigen Finale des John Lennon Talent Awards. Damals hieß die Band noch Starpost, und auch mit neuen Namen hat Bruhn sie nicht vergessen – auch wenn die Nürnberger nun nicht mehr nach den Sternen greifen, sondern unter Tage nach den Schätzen dieser Erde graben.

Code Canary präsentieren ihre neue EP "Wolves" am Donnerstag, 27. März, um 20.30 Uhr im Club Stereo bei einem Doppel-Konzert mit Like Lovers.

Keine Kommentare