Stasi-Spitzel waren auch in Nürnberg und Zirndorf aktiv

2.10.2015, 05:58 Uhr
Die Stasi hatte auch in der Region zahlreiche Feindobjekte" ausgemacht.

© Peer Grimm (dpa) Die Stasi hatte auch in der Region zahlreiche Feindobjekte" ausgemacht.

Dazu zählten zum Beispiel das „Sammellager ausländischer Flüchtlinge und Einwanderer“ und das „Bundesamt für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge“ in Zirndorf, die schon seit 1977 von der Stasi überwacht wurden. Das Ministerium für Staatssicherheit der DDR vermutete, dass Asylbewerber angeworben werden sollten, um gegen die DDR und andere Staaten des Ostblocks zu spionieren. Die Stasi-Spitzel fertigten eine genaue Umgebungsskizze an und loteten Möglichkeiten aus, Einblick in die Anlagen zu erhalten.

Die gegenüberliegende Kleingartenanlage etwa lag zu tief im Gelände „für einen gedeckten Aufenthalt mit Blickrichtung Bundesamt“ und war deshalb ungeeignet. Auch Parken durfte man beim Bundesamt nicht, weshalb das Fotografieren und Identifizieren von Mitarbeitern der Behörde nicht möglich war, was für die Stasi eigentlich von großer Wichtigkeit war.

Doch der Geheimdienst ließ nicht locker. Schließlich wurden deshalb die umgebenden Wohnhäuser abgeklappert und Listen mit den Bewohnern angefertigt. Die Stasi hoffte, von deren Wohnungen aus in das Gelände des Bundesamts blicken zu können.

Misstrauen gegen Hilfsorganisationen

Nicht einmal die in Zirndorf tätigen Hilfsorganisationen waren gefeit vor dem Misstrauen der Stasi. Man vermutete, dass „unter dem Deckmantel der karitativen Hilfe“ Informationen für die Geheimdienste eingeholt wurden.

Spitzel gab es in der Region etwa an der Universität, in potenziellen Fluchthelferkreisen und in amerikanischen Kasernen. In den Nürnberger Merrell Barracks etwa betrieb IM „Ursel“ eine Snack-Bar und lieferte Informationen über die Aktivitäten in der Kaserne und etwa auch über das Nato-Manöver „Reforger“ und das US-Transportflugzeug „Starlifter“.

„In Auswertung der bisherigen operativen Ergebnisse, ist davon auszugehen, dass der Gegner seine Versuche zum Missbrauch der Städtepartnerschaft weiter fortführen wird“, schrieb die Stasi 1987. Der Gegner war die Stadt Erlangen, die gerade eine Partnerschaft mit Jena geschlossen hatte. Die Stasi befürchtete, DDR-Oppositionelle könnten Unterstützung aus dem Westen bekommen, weshalb sie inoffizielle Mitarbeiter auf diese Partnerschaft ansetzte.

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