"#StopIS": Nürnberger Kurden protestieren gegen Terrormiliz

25.8.2014, 06:00 Uhr
"IS-Terroristen töten Kinder": Mit unmissverstädnlichen Plakaten demonstrierten am Samstag hunderte Menschen gegen die Dschihadistengruppe IS.

© Michael Matejka "IS-Terroristen töten Kinder": Mit unmissverstädnlichen Plakaten demonstrierten am Samstag hunderte Menschen gegen die Dschihadistengruppe IS.

Einer von ihnen ist Ronnie Namer. Der 25-jährige Jeside lebt seit knapp fünf Jahren in Deutschland. Er stammt aus der Shingal-Region, die von IS eingekesselt ist. Heimweh hat Namer nicht – nur Sehnsucht nach seiner Familie. Auch sie würde gern nach Deutschland kommen: „Natürlich, wer von uns würde das nicht? Gerade in dieser Situation.“ Aber: „Ich glaube nicht, dass ich sie jemals herholen kann. Das ist einfach zu teuer“, sagt Namer, der sich in Nürnberg mit zwei Jobs über Wasser hält. Selten hat er Gelegenheit, mit seiner Familie zu sprechen. „Ich weiß nur, dass sie leben. In Rohbauten ohne Fenster und Türen, aber sie leben.“

Ronnie Namer spricht nach nur fünf Jahren fast perfekt Deutsch. „Warum? Ganz einfach: weil ich hier leben will.“ Er fühlt sich Deutschland zu Dank
verpflichtet: „Sobald ich eingebürgert bin, melde ich mich freiwillig zur Bundeswehr. Ich sehe das so: Wenn jemand etwas für mich tut, bin ich ihm dafür Treue schuldig.“ Er hofft, dass die UN die Jesiden vor der Terror-Miliz rettet: „IS gefährdet die ganze Welt.“ Ihr Hass richte sich nicht nur gegen Jesiden, sondern gegen alle „Ungläubigen“: „Wenn sie uns kriegen, dann töten
sie uns. Das war schon immer so. Sie wurden nur von der Politik zurückgehalten. Aber jetzt ist ihre Chance.“

Noch vor der Auftaktkundgebung hinter dem Weißen Turm kam es zu einigen „Unmutsbekundungen“, wie es der Einsatzleiter der Polizei, Stefan Thiele, nennt. „National gerichtete Türken, Syrer und Iraker“ kämen eben immer, wenn Kurden demonstrieren. Doch abgesehen von Zwischenrufen kam es zu keinerlei Ausschreitungen.

Zu der Demonstration hatten verschiedene kurdische Vereine aufgerufen. Riza Kocadag, Mitglied des Medya Volkshauses, freut sich über die Solidarität: „Auch türkische Mitbürger sind gekommen, um uns zu unterstützen.“ Ein Nürnberger Bündnis gegen IS soll für noch mehr Solidarität sorgen.

Die Linke Liste unterstützte ebenfalls die Protestaktion. Stadträtin Marion Padua forderte die Bundesregierung auf, den verfolgten Jesiden humanitäre Hilfe zukommen zu lassen. Die heftig diskutierte Waffenlieferung in den Irak sei dagegen der falsche Weg: „Die Gefahr ist groß, dass die IS die Waffen in ihren Besitz bringt, wie sie es schon einmal getan hat.“ Zudem solle das Verbot der Untergrundorganisation PKK aufgehoben werden: „Diese Menschen tun derzeit viel Gutes.“

In Stuttgart gingen am Samstag zehnmal so viele Menschen wie in Nürnberg gegen den IS-Terror auf die Straße. Rund 3000 Demonstranten zählte die Polizei. Während es dort sogar Unterstützung von Volker Kauder (CDU) gab, hielten sich die Fraktionen in Nürnberg bis auf die Linken zurück.

 

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