Studenten haben Vision von Egidienberg ohne Autos

13.7.2016, 07:59 Uhr
Studenten haben Vision von Egidienberg ohne Autos

© Foto: Heilig-Achneck

Eine Abfolge von Treppen und Terrassen mit jeweils besonderen Belägen schwebt Jana Lomako vor, Laura Fischer und Sebastian Walter schlagen einen roten Tartanbelag für das gesamte Areal vom Theresienplatz bis hinauf zum Schulhof des Willstätter-Gymnasiums vor und Helena und Sophie Hellmann ließen sich von den einst vorhandenen Brunnen zu hübschen Wasserspielen inspirieren: Bei einer öffentlichen Präsentation in der Egidienkirche zeigte sich das Publikum schwer beeindruckt von all dem, was sich die angehenden Architekten ausgedacht haben.

Betreut von den Professoren Michael Stößlein und Ingrid Burgstaller und angeregt durch Informationsabende mit Anwohnern und Akteuren im Frühjahr, hatten sie sich in die Geschichte und die heutige Nutzung vertieft – und sorgfältig die Teilräume und zentralen Sichtachsen studiert. Und im Kern sind sich alle einig: Die Autos müssen zumindest aus der Kernzone verschwinden, um den Platz wieder als solchen erlebbar zu machen.

Freie Portalzone

Zum Verweilen besonders einladen soll – nach den Vorstellungen der Studierenden – vor allem ein erweiterter Vorplatz an der Kirche. "Dort könnten sich beispielsweise Hochzeitsgesellschaften treffen oder einfach die Teilnehmer von Gottesdiensten", warben mehrere Studenten für mehr oder wenige ähnliche Lösungen.

Als störend, ja hässlich, brandmarkten die künftigen Gestalter nicht zuletzt die Ansammlung von Recycling-Tonnen am Fuß des Egidienbergs. Sie sollen ebenso wie beispielsweise Fahrradständer dezent quasi im Berg oder unter Treppenstufen versteckt werden. Schon damit das Pellerhaus – das mit dem restaurierten Innenhof auch touristisch an Bedeutung gewinnen wird – schon von unten ungehindert zur Geltung kommt.

Aus diesem und anderen Gründen könnte und sollte auch Kaiser Wilhelm weichen, also sein Denkmal wenigstens um ein paar Meter versetzt werden. Die bisherige Sockelzone wäre, ginge es nach Sebastian Eder und Chia Cory, der ideale Standort für "Willi’s Café". Denn es gilt, für eine gewisse Belebung zu sorgen, damit der freigeräumte Platz nicht wie tot wirkt. Bäume kommen dabei weiterhin nur in den Randzonen in Betracht, daneben aber erscheinen Beete und Pflanztröge vorstellbar.

"Wirklich gut, wie kreativ die jungen Leute die unterschiedlichen Herausforderungen aufgenommen haben", lobt der Egidier Pfarrer Martin Brons, "es war zu spüren, dass es ihnen viel Spaß gemacht hat".

Dabei handelt es sich längst nicht um den ersten Anlauf und Vorstoß zu einer Umgestaltung des Egidienbergs. Vor sechs Jahren hatten bereits ein Konzept eines Würzburger Büros und eine "Vision" aus dem Stadtplanungsamt für Diskussionen und auch Wirbel gesorgt. Natürlich ging es darum, den Platz zu "entrümpeln" und die Denkmäler auch mit innovativer Beleuchtung neu in Szene zu setzen.

Der damalige Stadtplanungsamtschef Josef Weber wollte Kaiser Wilhelm zunächst sogar ganz verbannen, musste nach einem Aufschrei der Empörung von der CSU zurückrudern. Für eine mögliche Verschönerung waren damals (nur) rund 500.000 Euro veranschlagt worden. Letztlich müssten aber die Anwohner den "Motor spielen", hieß es damals. Heute gibt es immerhin eine entsprechende Initiative.

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