Suche nach Geborgenheit, Ruhe und Frieden

26.8.2017, 19:28 Uhr
Suche nach Geborgenheit, Ruhe und Frieden

© Fotos: Slow Art Galerie

In der von Ulla Compensis zusammengestellten Ausstellung erinnern die Arbeiten von Guido Zimmermann daran, dass der Begriff "Heimat" ursprünglich nur ein möglichst dauerhaft Geborgenheit, Ruhe und Frieden gewährendes Zuhause bezeichnete. Eine solche Urheimat ist mittlerweile selten geworden. Das demonstrieren des Künstlers Kuckucksuhren-Objekte. Zimmermann hat die Gehäuse von einigen jener Schwarzwälder Wanduhren, die weltweit als Inbegriff deutscher Heimeligkeit gelten, in öde Hochhaus-Plattenbauten verwandelt. Ein Blick durch die erhellten Fenster zeigt, wie schwierig es heute für viele Zeitgenossen ist, ihre ungebrochene Sehnsucht nach einem trauten Heim in grauer Norm zu verwirklichen.

Suche nach Geborgenheit, Ruhe und Frieden

Die harmonischen Verhältnisse, die in den eigenen vier Wänden nicht mehr zu finden sind, suchen die Menschen in Europa seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert zunehmend in naher und ferner Natur. Wandern und Reisen sind auch und nicht zuletzt Suchen nach einem Ersatz für das verlorene Heimatgefühl. Diesen von ihm vermuteten tieferen Sinn des modernen Tourismus erläutert der Nürnberger Maler Kurt Neubauer mit wunderbar romantisch-melancholischen Stadt- und Landschaftsbildern.

Trauernder mit Narrenkappe

Viele Wolken, Wiesen, Wälder, rosige Abendhimmel gibt es da zu sehen; Nürnberger erkennen ihre beliebtesten Ausflugsziele in der Fränkischen Schweiz. Doch bei näherer Betrachtung wird klar: Auch die Natur und die von Reiseveranstaltern gerühmten touristischen Highlights sind nicht mehr so richtig unschuldig-schön und heil. Längst wurde jede ehemalige Landschaftsidylle als profitabler Wirtschaftsraum erkannt und optimal genutzt. Der dadurch um manche liebe Illusion gebrachte Künstler porträtiert sich selbst als Trauernden mit der buntscheckigen Narrenkappe auf dem Kopf.

Die jüngere Generation kann das gewiss ein bisschen leichter nehmen. So zeigt der junge Fotokünstler Michael Ullrich, dass er dem Thema Heimat-Schmerz und Fernweh sogar die eine oder andere heiter-ironische Note abgewinnen kann. Ulrichs raffiniert komponierte Bilder zeigen zum Beispiel die rührenden Aktivitäten von Großstadtbewohnern, die mittels Rüschengardinen und Blümchendekor einen Hauch von Gemütlichkeit ins und ans Reihenhaus bringen wollen, oder Entspannung und Schönheit auf der heimischen Sonnenbank suchen.

Wenn sie der Drang nach draußen befällt, scheinen die folgenden Unternehmungen oft nicht viel erfolgreicher zu verlaufen. Ein Skateboarder im fränkischen Niemandsland wirkt aus der Sicht von Michael Ullrich ebenso wenig glücklich wie ein einsamer abendlicher Vorstadt-Wanderer in modischer Kapuzenjacke. Immerhin eines seiner Modelle lässt der Fotograf einen kurzen Moment der Befreiung von alltäglicher Selbstentfremdung erleben: Wir sehen eine offenbar freudig erregte junge Caprio-Fahrerin, deren rötlich-blondes Haar wie eine zerschlissene Fahne im Wind flattert.

"Da:Heim", Gastspiel von Ulla Compensis/art concept in der Slow Art Galerie, Weinmarkt 12. Bis 9. September, Do.–Sa. 13–19 Uhr.

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