Süchtige stimmen für Drogenkonsumräume in Nürnberg

16.3.2018, 09:23 Uhr
In einem Drogenkonsumraum, wie die Mudra ihn fordert, könnten die Abhängigen den Stoff unter medizinischer Betreuung zu sich nehmen. So könnte die Sterberate gesenkt werden.

© Spencer Platt/AFP In einem Drogenkonsumraum, wie die Mudra ihn fordert, könnten die Abhängigen den Stoff unter medizinischer Betreuung zu sich nehmen. So könnte die Sterberate gesenkt werden.

In einem solchen Drogenkonsumraum könnten zum Beispiel Heroinkonsumenten den Stoff unter medizinischer Betreuung zu sich nehmen - schon länger setzt sich die Mudra dafür ein. Wie die von Mudra-Mitarbeiterin Melanie Hofmann entwickelte Studie ergab, würden 87,5 Prozent der Befragten in Nürnberg eine solche Einrichtung besuchen. Auf ein nahezu identisches Ergebnis – 88 Prozent – kam der Münchner Sozialverein Condrobs, der den Nürnberger Fragebogen übernahm und in der Landeshauptstadt ebenfalls eine Befragung durchführte.

In Nürnberg beteiligten sich 136 Drogenabhängige, in München 133. 73 Prozent der Nürnberger Befragten, die den DKR befürworteten, gaben an, ihn täglich nutzen zu wollen. In München waren es 62 Prozent. Mudra-Chef Bertram Wehner verweist auf 321 Drogentote in Bayern im Jahr 2016 – diese Zahl zeige, dass dringender Handlungsbedarf bestehe. "Um den Drogentod wirkungsvoll zu verhindern, sind Drogenkonsumräume ein in vielen deutschen Bundesländern erfolgreich erprobtes Mittel", erklärt Wehner.

Schreiben an Seehofer

Im Stadtrat gibt es eine Mehrheit für eine solche Einrichtung, jedoch müsste der CSU-geführte Freistaat hierfür grünes Licht geben – und die Konservativen sind mehrheitlich gegen ein entsprechendes Projekt, weil sie rechtsfreie Räume befürchten. Jedoch gibt es auch bei der CSU unterschiedliche Ansichten zu dieser Frage. Wehner zitiert ein Schreiben von Josef Mederer, dem Vorsitzenden des Bayerischen Bezirketags, an Ministerpräsident Horst Seehofer aus dem Jahr 2016. Dort bittet Mederer den "lieben Horst", einem DKR-Modellversuch mit Standorten in Nürnberg und München zuzustimmen.

Über die DKR-Fragestellung hinaus gibt die Untersuchung von Mudra und Condrobs auch Auskunft über das Konsumverhalten der Abhängigen in Nürnberg und München. In beiden Städten gaben 74 Prozent der Befragten an, Heroin oder andere Opioide einzunehmen, das war jeweils der höchste Wert unter den abgefragten Substanzen. Auch bei Cannabis (jeweils 54 Prozent) gibt es keine Unterschiede. Crystal Meth dagegen spielt in München mit fünf Prozent eine weitaus geringere Rolle als in Nürnberg (38). Dafür gaben in München 39 Prozent an, Kokain zu nehmen, in Nürnberg waren es lediglich 21 Prozent.

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