Südklinikum: Patienten-Ansturm auf die Notaufnahme

21.10.2016, 06:00 Uhr
Südklinikum: Patienten-Ansturm auf die Notaufnahme

© Edgar Pfrogner

Ein gutes Drittel ist nach Ansicht von Oberarzt Dr. Steffen Popp allerdings fehl am Platz. Sie kommen mit einfacheren gesundheitlichen Problemen, die  genauso in Praxen von niedergelassenen Ärzten behandelt werden können. In der Notaufnahme kommt es wegen des Ansturms zu langen Wartezeiten. Fünf Stunden bis zur Behandlung durch den Fachmediziner sind keine Seltenheit.

Denn Notfälle haben absoluten Vorrang: Wenn Schwerverletzte eines Verkehrsunfalls eintreffen, die zwischen Leben und Tod schweben, werden sie natürlich sofort in einem der so genannten Schockräume behandelt, die wie Operationssäle ausgestattet sind. Wer dagegen nur mit einem Zeckenbiss oder einem Hexenschuss auf eine baldige Behandlung hofft, muss sich dann weiter gedulden.

Als erstes werden alle Ankommenden allerdings kurz von ärztlichem Personal untersucht und dann in fünf Gruppen eingeteilt - je nach Schwere des Falles. Erfahrungsgemäß kommen etwa fünf Prozent in die erste Kategorie der lebensgefährlich Erkrankten. Ganze 35 Prozent  entfallen aber auf die Kategorien vier und fünf, die keine Behandlung in der Notaufnahme nötig hätten.

Sie nutzen die Möglichkeit, mit ihren gesundheitlichen Problemen sofort zu einem Spezialisten zu kommen, anstatt wochenlang auf einen Termin beim Facharzt zu warten. Außerdem stehen in der Notaufnahme Röntgengeräte, Ultraschall und Labor zur Verfügung, so dass in kürzester Frist die gesundheitlichen Werte auf dem Tisch liegen.

Doch abweisen will man die Patienten mit leichteren Beeinträchtigungen trotzdem nicht: "Denn falls wir etwas bei der ersten Kontrolle übersehen haben sollten und wir schicken den Patienten weg, kann das als unterlassene Hilfeleistung gewertet werden", meint Klinik-Vorstand Dr. Alfred Estelmann. Er hofft, dass die Notaufnahme bei Engpässen künftig von einer angegliederten Bereitschaftspraxis unterstützt wird  - so wie dies beim Nordklinikum seit einem Jahrzehnt der Fall ist.  Die Verhandlungen mit den Kostenträgern laufen.

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