Südstädter in Sorge: Gerüchte um "Schocken"-Stillstand

26.11.2017, 05:39 Uhr
Noch steht der große graue Klotz und verbreitet über den Aufseßplatz hinaus Tristesse im Stadtteil.

© Oliver Acker, www.digitale-luftbilder.de Noch steht der große graue Klotz und verbreitet über den Aufseßplatz hinaus Tristesse im Stadtteil.

Mangelnde Geduld, ja sogar Leidensfähigkeit, kann man den Südstädtern nicht attestieren. Seit der Schließung des Kaufhofs — für Ureinwohner des Stadtteils: ihr "Schocken" - wird ihnen schließlich immer wieder versprochen, dass es am Aufseßplatz bald weitergeht. Doch Taten sind den Worten bislang nie gefolgt. Sowohl das Vorhaben der Eigentümerin Metro, gemeinsam mit einem Partner ein Einkaufszentrum zu errichten, als auch Überlegungen, selbst zu bauen, führten zu keinem Ergebnis und kosteten nur Zeit. 2016 - das Jahr also, in dem laut ersten Ankündigungen der Metro ihr neuer Shoppingtempel längst eröffnet sein sollte — warf das Unternehmen das Handtuch und verkaufte die Immobilie an Edeka.

Der Einzelhandelsriese, dem man im Viertel eher zutraut, dass er etwas reißt, präsentierte auch kurz darauf Pläne für das "Schocken-Center", das 2020 stehen soll. Ein im Vergleich zu den hochtrabenden Metro-Visionen zwar bescheidenerer, aber für viele auch realistischerer Entwurf, der in der Südstadt wieder Hoffnung weckte. Der geplante Mix aus kleinteiligerem Einzelhandel auf drei Etagen rund um einen Edeka-Vollsortimenter, ergänzt durch Parkgeschoss und Wohnungen obendrauf, gefiel im Viertel.

Da das zuvor abzureißende Kaufhaus aber unverändert steht und - wie mehrere Leser beklagen - einen zunehmend verwahrlosten Eindruck mach, schrillen bei manchem schon die Alarmglocken, ob wieder Stillstand droht. Zumindest mit Verzögerungen, ist aus informierten Kreisen zu hören, sei sicher zu rechnen. Gerüchte, die nicht nur Edeka trotz mehrfacher Anfrage bis Redaktionsschluss nicht kommentieren wollte. Auch Fritz Endreß, Vorsitzender der Händler-Initiative "Südstadt Aktiv", mag darüber nicht spekulieren und bleibt lieber zuversichtlich, was das versprochene neue "Herz der Südstadt angeht: "Wir sehen Licht am Ende des Tunnels."

Ursprünglich 2017 genannt

Der Vorsitzende des Bürgervereins Nürnberg-Süd, Ümit Sormaz, hält sich ebenfalls bedeckt, was Verzögerungen angeht. Er erinnert aber daran, dass es ursprünglich einmal hieß: 2017 werde man "vor Ort auch etwas sehen" können. Einen Monat vor Jahresende könne sich da ja jeder seinen eigenen Reim machen, sagt der BV-Chef auf Anfrage der Redaktion.

Dass sich bei dem Edeka-Projekt nichts tut, könne er nicht sagen. Im Gegenteil, die jüngsten Infos, die mit dem Bürgerverein geteilt wurden, enthalten viel Neues. So seien die Mietverträge mit künftigen Händlern und Gastronomen im Edeka-Center eingetütet. Größte Neuigkeit aber: Statt auf drei Etagen, sind laut aktuellen Planungen offenbar nur noch im Unter- und Erdgeschoss insgesamt 8400 Quadratmeter Einzelhandel vorgesehen. Fast ebenso groß, so Sormaz’ Stand, soll nun die Wohnfläche im Projekt ausfallen. Sie soll über dem Parkgeschoss, das im ersten Stock Platz fände, entstehen und könnte aus "gut 100 bis 130 Wohnungen bestehen", schätzt er. Aus Sicht des Bürgervereins eine begrüßenswerte Nachricht für den Stadtteil.

"Weniger schön" sei dagegen der Anblick, den das leerstehende Kaufhaus derzeit biete. "Ich kann verstehen, dass sich Edeka gegen eine Zwischennutzung entschieden hat", sagt er. "Das hätte unter Umständen größere Investitionen in ein Abrissobjekt erfordert." Gegen die Verwahrlosung des Gebäudes sollte man aber trotzdem etwas tun, findet Sormaz. Zum Beispiel, indem man die Urheber der illegal und wild geklebten Plakate ermittelt und verwarnt.

Ein Leichtes sei es auch, das Gebäude und sein unmittelbares Umfeld sauberer zu halten. Eine Bestückung der Schaufenster durch lokale Künstler und Einrichtungen — die es schon einmal gab und den Leerstand kaschierte — würde der Bürgerverein zudem "sehr begrüßen".

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