Tanzshow über das Anderssein

3.4.2014, 00:00 Uhr
Tanzshow über das Anderssein

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Sie sind jung, voller Temperament und eifrig. Sie wollen etwas lernen, Freunde finden, einfach ein zufriedenes Leben führen. Aber so einfach ist das nicht für Abdullah Hosseini, Yazdan Ali Heidari und Hussain Nabizada aus Afghanistan oder für Welder Moura de Almeida aus Brasilien. Selbst Burak Uzun, vor 22 Jahren in Deutschland geboren, mit Studienplatz an der FAU Erlangen, kann aus eigener Anschauung berichten, wie es ist mit einem ausländischen Namen in Deutschland.

Das ist der Reiz der Tanzperformance „wild.fremd“, die jetzt zweimal im Künstlerhaus zu sehen war: Alles, was hier gesagt wird, ist authentisch, Tina Geißinger hat die Texte mit den jungen Immigranten erarbeitet. Die meisten von ihnen kennen den Schwebezustand zwischen Ankommen und der Angst vor Abschiebung, lernen Deutsch und hoffen auf einen Arbeits- oder Ausbildungsplatz.

Klingt alles düster, ist es aber nicht. Das liegt an der kraftvollen Choreographie, die Alexandra Rauh mit den jungen Männern auf die Beine gestellt hat und in der sie mit Klischees spielt: Anfangs krabbeln die Dartseller fast über die Bühne, dann richten sie sich auf und werden selbstbewusster. Im Wohnlager aus gestapelten Tischen gibt der Türkischdeutsche den Ton an, betet Sprichwörter von Pünktlichkeit und Fleiß herunter, herrscht den Kumpel an, der abends noch Musik macht.

Doch die Lebenslust setzt sich durch: Dem verbalen Kampf mit der Grammatik („der, die oder das Frau?“) folgt der Tanzbattle HipHop gegen Capoeira, der die Stimmung richtig anheizt. Da spürt man unbegenzte Energie.

„wild.fremd“ ist kein Gejammer, sondern die selbstbewusste Show von denen, die schon viel wissen vom Leben, die hier richtig anpacken wollen und darauf zählen, dass wir Deutsche das auch anerkennen. „Was denken Sie über uns?“ fragen die sechs ganz direkt. Eine Antwort muss jeder selbst suchen.

Die zynischen Worte eines Abschiebe-Bescheids, die aus dem Off zu hören sind, kommen gegen so viel fröhlichen Widerstand nicht an. Bravo!

Weitere Aufführungen am 5. und 6. Juni im Künstlerhaus.
 

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