Teerkessel explodiert: Spektakuläre Großübung am Kohlenhof
19.9.2018, 19:45 UhrEin lauter Knall erschüttert das Gelände am Kohlenhof. Im fünften Obergeschoss des Rohbaus liegt ein Bauarbeiter verletzt auf dem Boden – mitten im Rauch. Ein Teerkessel ist explodiert, der Arbeiter ist an der Wirbelsäule verletzt. Kollegen eilen herbei, kümmern sich um den Verletzten und alarmieren die Nürnberger Berufsfeuerwehr. Auch die Höhenrettungsgruppe, die in der Feuerwache zwei stationiert ist, muss ausrücken. Ein Kranführer hat durch den lauten Knall einen Herzinfarkt erlitten und liegt bewusstlos im Führerhaus seines Krans.
Zum Glück ist alles nur eine Übung, niemand ist ernsthaft in Gefahr. "Aber solche Szenarien helfen auch den Bauarbeitern zu sehen, was die Feuerwehr will", erklärt Horst Gillmeier, Pressesprecher der Berufsfeuerwehr. Auf größeren Baustellen gibt es üblicherweise sogenannte Lotsenpunkte, die zwischen Feuerwehr und Bauunternehmen abgesprochen sind. Passiert auf der Baustelle ein Unglück, können die Arbeiter der Rettungsleitstelle angeben, zu welchem Lotsenpunkt die Einsatzkräfte kommen sollen. Dort steht dann ein Einweiser bereit, der die Retter zum genauen Unglücksort führt.
Retter müssen körperlich an ihre Grenzen
Bei der Übung im Kohlenhof-Areal klappt das perfekt. Zwei Rettungssanitäter der Feuerwehr versorgen den verletzten Bauarbeiter. Währenddessen löschen Kollegen den brennenden Teerkessel. Behutsam heben sie dann den Mann auf den Rettungskorb einer Drehleiter. Sie fährt den Verletzten aus dem fünften Stock nach unten. In der Zwischenzeit steigen fünf Mitglieder der Höhenrettungsgruppe auf den 50 Meter hohen Kran, um den Kranführer zu versorgen. "Bis er am Boden ist, dauert es etwa eine halbe Stunde", sagt Gillmeier. "Schneller geht es einfach nicht."
Schließlich ist der Aufstieg auf den Kran mit über 20 Kilo Ausrüstung am Körper beschwerlich. Auch bis die Seile festgezurrt sind, an denen sich die Höhenretter mit dem Opfer abseilen wollen, braucht es einige Minuten. Schließlich landet der Kranführer aber sicher am Boden. Die Nürnberger Höhenretter kommen immer zum Einsatz, wenn Personen aus großer Höhe oder Tiefe geborgen werden müssen.
Die gut 30 Höhenretter sind Feuerwehrleute, die eine umfangreiche Zusatzausbildung absolviert haben. Bei einem realen Einsatz wäre es auch denkbar gewesen, den Kranführer per Hubschrauber zu bergen. "Für die Übung heute haben wir aber keinen bekommen", sagt Horst Gillmeier. Auf dem Kohlenhof-Areal entsteht derzeit ein neuer Gebäudekomplex des Marktforschungsunternehmens GfK. Das Bauunternehmen Markgraf, das der Feuerwehr die Übung ermöglichte, geht davon aus, dass die Büros im Januar 2020 bezugsfertig sind.
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