Tiergarten Nürnberg: Rätselhaftes Sterben seltener Molche

17.2.2018, 05:52 Uhr
Tiergarten Nürnberg: Rätselhaftes Sterben seltener Molche

© Hartmut Voigt

Das Aquarium direkt am Eingang des Affenhauses ist seit kurzem gänzlich geleert: Die wenigen Salamander, die überlebt haben, wurden hinter den Kulissen in ein Quarantäne-Becken umgesetzt. Zuvor hatten Zoobesucher immer wieder einmal tote Exemplare in dem Schaubecken entdeckt. 

"Todesursache sind Flagellaten und Amöben. Es gibt keine anderen Hinweise“, meint der stellvertretende Tiergarten-Direktor Helmut Mägdefrau. Der Biologe kann sich nicht erinnern, jemals schon eine derartige, tödliche Infektion bei Zootieren erlebt zu haben. 

Flagellaten und Amöben sind Einzeller. Sie können die Oberfläche, aber auch Darm, Organe und Blut ihrer Wirte — meist Fische, gelegentlich auch Lurche oder Schildkröten — befallen und nachhaltig schädigen. Sie können, aber sie müssen nicht — meint das "DRTA-Archiv", ein Ratgeber für Aquaristik und Zierfische: "Wenn Flagellaten vorhanden sind, müssen die betroffenen Fische nicht unbedingt von ihnen parasitiert werden, denn nicht alle Flagellaten lösen Krankheiten aus." 

Lurche mit Medikamenten behandelt

Neun überlebende Zagrosmolche machen einen stabilen Eindruck, so Mägdefrau, nur einer schwächele noch. Pfleger beobachten, wie sich die raren Lurche entwickeln und behandeln sie mit Medikamenten. 

Wie die Krankheitserreger in das Becken gekommen sind, ist unklar. Sie können über das Wasser, aber auch über das Futter eingeschleust worden sein. Die seltenen Salamander leben von kleinen Würmern und Bachflohkrebsen.

Zagrosmolche, so genannt nach dem größten Gebirge im Iran, kommen in den kurdischen Gebieten — östliche Türkei, angrenzende Gebiete von Iran und Irak — vor. Die Weltnaturschutzunion IUCN stuft den Zagrosmolch als "akut vom Aussterben bedroht" ein.

Tiergarten erfreut über Zuchterfolge

Staudamm-Projekte in der Osttürkei, Gewässerverschmutzung durch Pestizide und Fang für den Tierhandel sind Gründe für ihre Gefährdung. Es soll jetzt weniger als 1000 erwachsene Exemplare in der Natur geben. Ihr Lebensraum beschränkt sich laut IUCN auf nur mehr vier Bäche.

Umso mehr freute sich der Nürnberger Tiergarten über seine bisherigen Zuchterfolge - an die er auch in Zukunft wieder anknüpfen möchte. Der fränkische Zoo hatte 2010 zehn Zagrosmolche von einem Privatmann bekommen. Diese Gruppe erwies sich als besonders fruchtbar: Zwischen 2013 und 2016 konnte man 107 Nachzuchten an Zoos wie Hellabrunn in München, Stuttgart, Wien, Straubing und Chemnitz abgeben. 

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