Tolle Zwischenbilanz für SommerNachtFilmFestival

17.8.2018, 16:10 Uhr
Tolle Zwischenbilanz für SommerNachtFilmFestival

© Foto: Mobiles Kino

Mit Standardausrüstung strömen die geübten Zuschauer an die verschiedenen Festivalorte wie Marienbergpark, Desi oder Katharinenruine. Gegen alle Wetterkapriolen gewappnet haben sie Rucksack und Taschen mit Kissen, Decken und Regenkleidung gefüllt. Und auch wenn die Erinnerung an Regen im Sommer 2018 fast vollständig verblasst ist – die Besucher des Films "Unsere Erde 2" am vergangenen Montag im Tiergarten können sagen: Doch, es existiert noch, dieses Naturphänomen, wenn auch eher im mikroklimatischen Bereich.

Im übrigen aber konnte man den Inhalt seiner Taschen getrost vergessen. Vom Sponsor Datev werden allabendlich Sitzunterlagen in der Firmenfarbe Grün beigesteuert. Was deren Qualität angeht, so Günther Wittmann vom Mobilen Kino in einer seiner kultverdächtigen Ansagen, gebe es noch "Luft nach oben". Aber was immer die Attraktion von Open Air Kino ausmacht: der Bequemlichkeitsfaktor der Stühle (und die sanitären Anlagen . . . ) sind es ohnehin nicht. All das wird sekundär, wenn man vor dem Film rosa Wölkchen am Himmel treiben und später die Sterne auftauchen sieht.

"Besser geht’s nicht", der Titel eines Jack-Nicholson-Films trifft haargenau die Stimmung sämtlicher Veranstalter nach der Zwischenbilanz. Ausverkauft meldete etwa das Kommkino für die Vorführungen von "Swimming with Men" und "Three Billboards outside Ebbing, Missouri".

Christiane Schleindl vom Filmhaus lobt das hiesige Publikum, das sich – zumindest bei diesem Wetter – auch auf schwierige Kinokost einlässt und nach dem Flüchtlingsdrama "Transit" (das nochmal heute im Tucherschloss gezeigt wird), die lauschige Katharinenruine gar nicht verlassen wollte; zu groß war der Gesprächsbedarf, zu mild die Nacht, zu angenehm das entschleunigte Nippen am Weinglas. Peter Zwingmann von den Erlanger Lamm-Lichtspielen, dessen maximale Quantität an der Bleiche 700 Plätze umfasst, hätte bei den Vorstellungen von "Sauerkrautkoma" locker auf 1000 erhöhen können,

Gute Stimmung auch bei Ute Schreiner vom Mobilen Kino. "Super gut angenommen" wurde das erste Übernachtungsangebot im Marienbergpark; ins Zelt kriechen, nachdem sich die "Kleine Hexe" in die Herzen der mehr oder weniger jungen Zuschauer gezaubert hat, ist Ferienglück pur – zumal es zum Frühstück "natürlich auch Nutella" gab.

Auch ein weiteres Erst-Experiment hatte viel Publikumszuspruch. Im Innenhof des Datev-IT-Campus in der Fürther Straße gab’s was auf die Ohren: Kopfhörer nämlich, und das bescherte in der Tat ein ganz individuelles Kinoerlebnis mit futuristischer Note, vor allem bei Steven Spielbergs "Ready Player One", der in einer Parallelwelt des Jahres 2045 spielt.

Tipps für die kommende letzte Festivalwoche gibt es genug. Empfehlenswert ist etwa die Preview "Gundermann", Andreas Dresens Porträt eines poulären DDR-Sängers (22.8., Krafft’scher Hof), oder die Literatur-Kino-Kombination "In den Gängen" (24. 8., Tucherschloss). Und nicht zuletzt noch mal der mehrfache Oscar-Gewinner "Shape of Water" (21. 8. (Katharinenruine): Ein feuchtes Fantasy-Märchen, so zart wie grausam, in dem der männliche Liebhaber trotz beachtlich ausgebildetem Sixpack insgesamt doch gewöhnungsbedürftig ist. Ein Film, in dem fast pausenlos Wasser fließt, tropft, gluckst und plätschert. Jenseits der Leinwand hingegen wird es laut Wetterbericht auch kommende Woche nicht nass werden.

sommernachtfilmfestival.de

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