"Too Good To Go": App rettet auch in Nürnberg Mahlzeiten

11.11.2017, 05:42 Uhr

© Jäkel

Bislang sind es nur sechs Betriebe, die in der dänischen App "Too Good To Go" auftauchen, wenn man nach Nürnberger Restaurants sucht. Eine Pizzeria, ein Backshop, ein Geschäft mit Gebäck und drei Cafés/Restaurants. Davon sind heute bereits fünf ausverkauft, signalisiert die App durch einen roten Punkt. "Ich bekomme oft schon kurz nach Mitternacht eine Anfrage-Mail", sagt Corina Zaha, die das Fitness-Restaurant und Café "Green Lion" zusammen mit Christine Löhner leitet und die seit knapp einem Jahr bei der App mitmachen.

Vergünstigungen statt in die Tonne

Seit 2015 gibt es "Too Good To Go" (Zu schade zum Wegwerfen). Über die App können Restaurants, Bäckereien, Cafés, Hotels und Supermärkte ihr überschüssiges Essen zu einem vergünstigten Preis an Selbstabholer anbieten. Nach Eingabe der Postleitzahl erscheinen die Restaurants in der Nähe, das Essen kostet maximal 3,90 Euro. Es gibt festgelegte Abholzeiten, meist abends, wenn die Lokale geschlossen sind. Bezahlt wird per Handy.

In Deutschland wandern rund 19 Millionen Tonnen an Essen in den Müll, allein drei Tonnen stammen aus der Gastronomie. Das muss nicht sein, fanden die Macher der App, die in Dänemark sitzen und mit ihrem Konzept in Deutschland, Frankreich, Norwegen, Großbritannien und der Schweiz Fuß gefasst haben. Am vergangenen Dienstag hatten die fünf Gründer in der Fernsehsendung "Die Höhle der Löwen" auf Vox einen denkwürdigen Auftritt: Die Löwen um Dagmar Wöhrl gingen auf einen Millionen-Deal ein – der aber nach der, bereits im Sommer aufgezeichneten, Sendung platzte. Zu groß und erfolgreich ist die Firma schon, als dass sie noch Unterstützung braucht. In Deutschland hat "Too Good To Go" bereits rund 1300 Partnerläden und über 400.000 App-Nutzer, so die Firma.

Nicht nur alter Salat

Das "Green Lion" ist seit einem Jahr etwa dabei – als eines der ersten Restaurants in Nürnberg. Eine tolle Sache sei die App, "auch wenn wir eigentlich kaum Essen wegschmeißen." Deswegen kann man meist nur zwei Boxen für je drei Euro ergattern, die zwischen 21 und 21.20 Uhr im "Green Lion" befüllt werden. Und zwar nicht mit irgendeinem labbrigen Salat: "In die Boxen kommt das, was noch in der Theke ist", sagt Corina Zaha. Dazu legt sie ein Sandwich – das einzige, so die Gastronomin, was man am nächsten Tag einfach nicht mehr anbieten könne. Nur nach einem Brunch, da gebe es oft mehr zum Abholen. Hörnchen zum Beispiel oder angemachte Salate.

Mittlerweile geht "Too Good To Go" neue Wege und spricht Café- oder Restaurant-Besitzer, die möglichst nachhaltig arbeiten und am besten stylisch wirken, direkt an: Wie Franziska Schwingel, Inhaberin des "Café Meinheim" in Gostenhof. "Das Konzept ist super, obwohl wir eigentlich so wirtschaften, dass abends kaum etwas übrig bleibt", sagt sie. Weil die App sie aber überzeugt, bietet das "Mainheim" täglich eine Box mit den Resten des Mittagsgerichts für drei bis 3,50 Euro an. Zum Beispiel Linsensalat mit Kürbis. Und die Käufer? "Die meisten kenne ich gar nicht", sagt Franziska Schwinge. Ein weiterer Nutzen für die Gastronomen: Durch die App können sie neue Gäste gewinnen.

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