Touristen füllen die Kassen von Nürnbergs Einzelhandel

9.5.2011, 19:09 Uhr
Touristen füllen die Kassen von Nürnbergs Einzelhandel

© Stefan Hippel

Die Zahlen sind auch für ihre Auftraggeber überraschend. Dass die Geschäfte in der Stadt so gut an den Nürnberg-Touristen verdienen, hätten Wirtschaftsreferent Roland Fleck und Verkehrsdirektorin Yvonne Coulin nicht gedacht. Die dwif Consulting GmbH hatte im Auftrag der Congress- und Tourismus-Zentrale den Tourismus in der Stadt als Wirtschaftsfaktor untersucht. Und die Zahlen sind beeindruckend.

Viele Tagesgäste

1,621 Milliarden Euro lassen die Besucher jährlich in der Stadt. Der Löwenanteil mit 1,2 Milliarden Euro entfällt dabei sogar – eine weitere Überraschung – auf die Tages-Touristen. 414 Millionen Euro tragen die Übernachtungsgäste bei. dwif-Prokurist Lars Bengsch präsentierte die Zahlen gestern mit Fleck und Coulin bei einer Pressekonferenz im Wirtschaftsrathaus.

Der Einzelhandel kassiert knapp 61 Prozent der Ausgaben, die die Tagesbesucher tätigen. Die Gastronomen bekommen noch 26,9 Prozent ab, das Dienstleistungsgewerbe 12,2 Prozent. Ein Tagesgast gibt im Schnitt 34,5 Euro aus (mehr als im Bundesdurchschnitt mit 28 Euro). Bei den Übernachtungsgästen kehren sich die Zahlen um: Hier profitiert mit 64,8 Prozent vor allem das Gastgewerbe, der Einzelhandel folgt mit 19,7 Prozent vor den Dienstleistungen mit 15,5 Prozent. Wer in der Stadt schläft, gibt gleich 194 Euro (Bundesschnitt: 130 Euro) am Tag aus, so Bengsch.

Alles zusammen kam der Einzelhandel 2009 auf einen Anteil von 50,4 Prozent oder 816,7 Millionen Euro. Dem Gastgewerbe (Beherbergung und Gastronomie) blieben insgesamt 593,8 Millionen Euro, dem Dienstleistungsgewerbe (etwa Taxifahrer, Museumsführungen) 211 Millionen Euro. Solche Zahlen wecken auch Begehrlichkeiten bei den städtischen Tourismus-Experten.

„Der Einzelhandel ist gut beraten, hier mehr zu investieren“, mahnt Wirtschaftsreferent Fleck höhere Beiträge zur Tourismus-Werbung an. Vorbild könnte der Tourismusfonds mit dem Gastgewerbe sein. Fleck fragt: „Warum nicht ein erfolgreiches Instrument weiterentwickeln?“ „Wir müssen mit dem Einzelhandel über gemeinsame Aktionen sprechen“, kündigt Coulin an. Mit dem Zusammenschluss der Innenstadt-Geschäftsleute „Erlebnis Nürnberg“ funktioniere die Kooperation ja schon gut.

Ziel könnte etwa sein, mehr Werbung im Umkreis von 51 bis 75 Kilometern um Nürnberg zu machen. Denn aus diesem Einzugsgebiet kommen vergleichsweise wenig Tagesreisende (9,6 Prozent), während aus dem Nahbereich (bis 25 Kilometer) und Fernbereich über 150 Kilometer 28 beziehungsweise 22,4 Prozent kommen. Tourismus-Chefin Yvonne Coulin stellt klar: „Hier müssen wir noch mehr Tagesgäste ansprechen.“

3 Kommentare