Trombone Shorty: Als spielte ein Blauwal Trompete

16.7.2013, 19:02 Uhr
Der da hat auch noch Töne: Seelenbläser und Soulstimme Trombone Shorty (links) neben seinem Saxophonisten Dan Oestreicher beim Auftritt im Serenadenhof.

© Stefan Hippel Der da hat auch noch Töne: Seelenbläser und Soulstimme Trombone Shorty (links) neben seinem Saxophonisten Dan Oestreicher beim Auftritt im Serenadenhof.

Heißt deswegen „Trombone Shorty“, hat um sich herum mit „Orleans Avenue“ eine Truppe exzellenter Musiker geschart und zieht durch die Welt, um dieser ordentlich den Marsch zu blasen. Auf dem Weg gelegen: der Serenadenhof.

Ausgezeichnet! Da ist der Himmel nicht blau, sondern dank dem Zeltdach gelb, und wo kein Stuhl steht, kann getanzt werden. Ab dem ersten Ton. Begleitet von Pete Murano an der Bluesgitarre, Mike Ballard am Bass, Dan Oestreicher am Alt- und Tim McFatter am Tenorsaxophon sowie – mit im Ventilatorenwind wehendem Lockenhaar – Joey Pebbles am Schlagzeug wird geswingt, gejazzt. Und, ja, richtig: nicht so viel gesungen, weil Posaune und Gesang gleichzeitig geht halt nicht so gut.

Muss es aber nicht, obgleich der Chef eine ausgezeichnete Soulstimme sein Eigen nennen darf. Das stellt er unter Beweis, wenn er das Instrument, mit dem er schier verschmolzen ist, gegens Tamburin tauscht.

Frenetisches Mitmach-Publikum

Das Publikum, durchaus bunt gemischt und in ordentlicher Anzahl erschienen, dankt die Stippvisite auf der Welttournee mit frenetischem Jubel und lässt sich nicht lang bitten, die obligatorischen Mitmachnummern lauthals zu unterstützen. „Are you feeling it?“ – „Yeah!“

Die Band mischt munter und ungeniert klassische Eigenkompositionen des Genres mit Interpretationen alter Gassenhauer, darunter die „American Woman“ als Instrumental, aber das kann man schon mal machen, wenn man bereits mit Lenny Kravitz unterwegs war.

Mal verlässt ein Teil der Band die Bühne, um einem großen Solo Platz zu machen. Das beeindruckendste zweifelsohne: Der 27-jährige Trombone Shorty, der über das Lungenvolumen eines Blauwals oder mindestens eines Apnoe-Tauchers zu verfügen scheint und immer dann, wenn man meint, der eine lange Ton, der muss doch jetzt mal – das kann doch gar nicht sein – immer weiter und weiter spielt. Dann wird kurz geatmet und, als wäre nichts gewesen – weiter mit Gesang.

Polonaise durchs Publikum

Ein andermal wird im Solo unverkennbar 50 Cent verwurstet. Das freut die Jungen, und die Alten auch, und die Hüften s(ch)wingen. Das Ende des Abends wird befürchtet, nachdem alle sich ihrer Instrumente entledigt und ums Schlagzeug geschart haben, um es zu sechst zum Klingen zu bringen. Aber dann kommt die Band doch nochmal auf die Bühne, um sie umgehend wieder zu verlassen. Im Gänsemarsch mit Polonaise durchs Publikum, „Oh when the saints go marching in“. Und dass im Anschluss keiner einverstanden ist, dass jetzt Schluss sein soll, ist eh klar.

Dann tauschen halt einfach alle mal die Instrumente durch und nichts stimmt mehr, aber alles klingt hervorragend. Nach der vierten Zugabe ist Schluss. Ohne Sauerstoffzelt.

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