Tunneldurchbruch: U3 frisst sich weiter voran

15.1.2014, 20:53 Uhr
Tunneldurchbruch: U3 frisst sich weiter voran

© Roland Fengler

Trommelwirbel und Fanfarenklänge sind verstummt. Einen Augenblick lang herrscht Stille. Dann rollt ein grollendes Summen heran. Fünf Minuten braucht der Riesenbohrer, bis er sich durch die Wand gefressen hat. Der Tunneldurchschlag für die U3 am Nordklinikum ist vollbracht und damit eine weitere wichtige Bauphase abgeschlossen. Anfang 2017 soll die neue Strecke bis zum Nordwestring in Betrieb genommen werden.

Das Ereignis in der Unterwelt folgt einer strengen Dramaturgie: Ingrid Förther, die Tunnelpatin, drückt auf einen Knopf. Die Hupe ertönt. Dann legt die „dicke Berta“ los: Die Fräse tut ihre Arbeit und eine Menschenmenge sieht ihr beeindruckt dabei zu. „Das hat etwas von Science Fiction“, sagt Bürgermeister Horst Förther, der seine Frau dabei filmt, wie sie am Rednerpult steht und ein Gedicht vorträgt. Es ist ihrem Tunnel gewidmet und all denen, die ihn gegraben haben. Robert Siebenhofer aus der Steiermark gehört dazu. Er arbeitet für die Firma Hochtief, die gemeinsam mit dem Unternehmen Max Bögl für den U-Bahnbau zuständig ist.

Die wichtigste Botschaft, bei allen Reden über technische Großleistungen und viel Geld, ist an diesem Tag: Es hat keinen einzigen Unfall gegeben. Selbstverständlich ist das nicht. „Im Tunnelbau ist alles gefährlich“, sagt Siebenhofer, der schon an vielen Großprojekten beteiligt war. Etwa am Gotthard-Basis-Tunnel in der Schweiz. „Man kann von Steinen getroffen werden, man kann überfahren werden. Zur Erläuterung zitiert er eine alte Bergmannsweisheit: „Hinter der Hacke ist es duster.“ Das heißt: Man weiß nie genau, was einen erwartet.

Ungeheure Massen an Gestein

Der dritte Bauabschnitt für die Verlängerung der U3 in den Nordwesten hat eine Länge von 1,1 Kilometern. Der U-Bahnhof Klinikum Nord entsteht im Bereich Hallerstraße und Heimerichstraße, die Endhaltestelle mit Wendeanlage an der Kreuzung Nordwestring/Vogelherdstraße. Die Gesamtkosten für das Projekt liegen netto bei rund 83 Millionen Euro, Bund und Land schießen 60 Millionen Euro zu.

„Die Ausbrucharbeiten sind abgeschlossen“, sagt Baureferent Wolfgang Baumann. „In 15 Monaten wurde hier so viel Gestein herausgeholt, dass man ein Fußballfeld fünf Meter hoch damit bedecken könnte.“ Jetzt werde mit der wasserdichten Betoninnenschale begonnen. Parallel dazu würden die Bahnhöfe weiter ausgebaut und die Oberflächen wieder hergestellt. Anfang 2015 soll der Rohbau fertig sein. Wenn das Bauwerk 2017 vollendet ist, könnten die Passagiere in acht Minuten vom Hauptbahnhof zum Nordklinikum fahren – ohne umsteigen zu müssen, sagt Josef

Hasler, der Vorstandsvorsitzende der VAG. „Die U-Bahn ist das Rückgrat des ÖPNV.“ Von einem Quantensprung spricht Oberbürgermeister Ulrich Maly. Wenn die U3 fertig ist, lebten in Nürnberg insgesamt 300000 Menschen nur noch rund 500 Meter von der nächsten U-Bahnhaltestelle entfernt. Wer in den ÖPNV investiere, investiere auch in Lebensqualität. „Denn wer U-Bahn fährt, lässt sein Auto stehen.“

Bei aller Freude über den Fortschritt des Baus erinnert Maly aber auch daran, dass die Finanzierung künftiger Projekte noch nicht geregelt ist. 2019 laufen die derzeitigen Fördermodalitäten des Bundes aus. Noch gibt es keine Klarheit über eine Nachfolgelösung.

Wenn derweil auch der Ausbau der U3 in den Südwesten von einem Gerichtsverfahren ausgebremst worden ist – die Finanzierung steht, so Baureferent Baumann. Wie berichtet, haben die Betreiber eines Altenheims geklagt, weil sie durch die Bauarbeiten unzumutbare Verhältnisse für die Senioren befürchten. Eine Entscheidung des Gerichts erwartet Baumann im Februar oder März. „Ich hoffe, dass wir in diesem Jahr noch mit dem Rohbau beginnen können.“

Christof Gipperich von der Hochtief-Geschäftsleitung lobt nicht nur das Werk der Bauleute, sondern auch die Stadt für die Kontinuität, mit der sie ihre U-Bahn in überschaubaren Schritten realisiere. Und er lobt sie dafür, dass sie sich ein U-Bahnbauamt leistet. „Stabile Strukturen auf der Seite des Bauherrn sind sehr wichtig für unsere Arbeit.“ Ebenso stabil müssten aber auch die Strukturen zwischen den Firmen sein, die an dem Großprojekt beteiligt sind „Unterirdische Baumaßnahmen sind nicht immer zu 100 Prozent vorbereitbar. Wir wühlen uns unter einer Großstadt hindurch. Da muss die Zusammenarbeit klappen.“

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