Türkei-Flüge geplatzt: Wirbel um Nürnberger Reisebüro

17.8.2017, 05:57 Uhr
Mehrere Reisende standen in den vergangenen Tagen mit ihren Tickets am Airport Nürnberg, durften jedoch nicht an Bord.

© Nicolas Armer/dpa Mehrere Reisende standen in den vergangenen Tagen mit ihren Tickets am Airport Nürnberg, durften jedoch nicht an Bord.

"Schakal", "Aas" oder "Teufel" — die Liste der Beschimpfungen, mit denen Ahmet K. (Name geändert) seit einigen Tagen im Internet bedacht wird, ist lang. Obwohl der Facebook-Account seines Nürnberger Reisebüros aus dem Netz verschwunden ist, sorgt der Jungunternehmer für erboste Kommentare auf den Facebook-Seiten seiner Kunden. Sie werfen ihm vor, er habe sie um ihr Geld geprellt und sich in die Türkei abgesetzt.

Auslöser des Shitstorms: Mehrere Reisende, die bei ihm Flüge für einen Heimaturlaub in Anatolien gekauft hatten, standen in den vergangenen Tagen am Nürnberger Airport und durften nicht an Bord. Betroffene berichten den Nürnberger Nachrichten, dass sich ihre vermeintlich gebuchten Tickets beim Check-In als unverbindliche Reservierungen entpuppten.

So auch bei Medya Pervane, die vier Flüge von Nürnberg nach Diyarbakir gekauft hatte für rund 2000 Euro. Den Reisebüroinhaber hat sie seither nicht erreicht. Sein Geschäft in der Nordstadt ist geschlossen. Medya Pervane musste erneut Tickets kaufen, für die sie - weil kurzfristig - 440 Euro mehr auf den Tisch legen durfte. Ihre 2000 Euro aber habe sie immerhin von Ahmet K.s Familie zurückerhalten, betont sie.

"Ahmet ist kein Betrüger"

Laut Facebook kein Einzelfall. Mehrere Kunden geben an, dass sie ihr Geld wieder hätten. So auch Erdem A. (Name geändert). Er kenne Ahmet K. "Dass er die Menschen betrügen wollte, glaube ich auf keinen Fall."

Obwohl er und seine Familie nun eine Woche später fliegen müssen und nur einen Rückflug nach Prag statt Nürnberg gefunden haben, sagt er: "Ich habe mein Geld wieder. Damit ist die Sache für mich erledigt." Ahmet K.s Vater Metin klappert seit Tagen die Kunden seines Sohnes ab und erstattet ihnen ihr Geld. "Ahmet ist kein Betrüger. Er hat Fehler gemacht."

Auslöser des Schlamassels war laut dem Vater ein Liquiditätsengpass. Wie auch Betroffene bestätigen, habe Ahmet K. seinen Kunden schon mal Tickets "auf Pump" ausgestellt. Als es zu Zahlungsausfällen kam, habe das eine Kettenreaktion ausgelöst.

Am Eindruck, dass der Reisebürobesitzer durchgebrannt sei, ist seine Familie nicht ganz unschuldig: "Ahmet war mit den Nerven am Ende. Aus Sorge um seine Gesundheit haben wir ihn gedrängt, in die Türkei zu gehen." Er werde aber in zwei Wochen zurückkehren. Bis dahin will Metin K. alle Kunden ausgezahlt haben: "Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen, die durch den Fehler meines Sohnes Probleme hatten", sagt der 52-Jährige, den die letzten Tage sichtbar mitgenommen haben.

18 Kommentare