Über Ehrlichkeit und Maradona: Uli Borowka in Nürnberg

2.10.2016, 08:50 Uhr
Über Ehrlichkeit und Maradona: Uli Borowka in Nürnberg

© fitz

Wer sich an dem Abend Schwänke aus dem Leben des 54-Jährigen, der auch sechs Spiele im Trikot der Nationalelf absolvierte, erwartet hatte, wurde enttäuscht. Zwar berichtete Borowka schonungslos offen aus seiner Zeit als Profi, das Thema Alkoholsucht war jedoch stets im Vordergrund. Ganz unverblümt und ehrlich erzählte der 54-Jährige zwei Stunden lang von seinem Doppelleben als Bundesligaprofi und Alkoholiker, erzählte von seinem Selbstmordversuch, bei dem er nach einem Cocktail aus Bier, Wein und Schmerztabletten nach 14 Stunden wieder aufwachte, sich kurz schämte und dann zur nächsten Weinflasche griff.

Borowka ließ auch nicht aus, wie die Sucht seine erste Ehe und schließlich seine Karriere beendete — und ihn mehrmals beinahe das Leben gekostet hätte. Nicht zuletzt, als er seinen Porsche mit 1,7 Promille gegen einen Baum setzte. Vier Monate in der "härtesten Suchtklinik Deutschlands", in die er nicht freiwillig ging ("Ich hatte in meinen Augen ja kein Problem!") öffneten ihm schließlich die Augen. Seit 16 Jahren ist Uli Borowka nun trocken und geht offensiv mit seiner Krankheit um. Seit dem Erscheinen seines Buches ist er in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs und erzählt seine Geschichte, um anderen Betroffenen zu zeigen, dass es einen Ausweg gibt. Vor rund zwei Jahren hat er zudem den Verein "Uli Borowka Suchtprävention und Suchthilfe" gegründet.

Erst kurz vor Ende bekommen die rund 40, ausnahmslos männlichen Gäste dann doch noch ein paar lustige Anekdoten aus der Fußball-Welt: "Ihr hättet das Gesicht Maradonas sehen sollen, als ich ihn nach unserem ersten Spiel gegeneinander um sein Trikot bat. Er muss sich gedacht haben: 'Da tritt der mich 90 Minuten lang auf dem Platz und danach will er mein Trikot?' Er hat es mir trotzdem gegeben und ich habe es danach sogar mit unter die Dusche genommen, weil ich meine Teamkollegen kannte", erzählte Borowka lachend.

"Das zweite Mal, als wir uns begegnet sind, hat Maradona sein Shirt dann bei meinem Anblick übrigens gleich freiwillig ausgezogen!" Die schonungslose Ehrlichkeit Borowkas - sie wird an dem Abend mit donnerndem Applaus belohnt. 

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