Umzug nach Chemnitz: Tiger Volodya verlässt Nürnberg

28.8.2017, 05:52 Uhr
Umzug nach Chemnitz: Tiger Volodya verlässt Nürnberg

© Foto: Helmut Mägdefrau/Tiergarten Nürnberg

Anfangs, erzählt die stellvertretende Revierleiterin Alexandra Hoffmann, habe Volodya schnell Reißaus genommen, wenn er hörte, dass der Schieber der Transportbox zugeht. Mittlerweile lasse er sich in der Kiste aber sehr gelassen seine Hauptmahlzeit schmecken und bleibe auch ruhig, wenn sie geschlossen wird. Das ist wichtig, denn wenn die Tierpfleger den zweijährigen Tiger nicht in die Box bekommen, wird es nichts mit dem Umzug.

Volodya und sein Bruder Aljoscha kamen im Juli 2015 zur Welt, sie sind der erste Nachwuchs des Paares Katinka und Samur, die beide seit 2013 in der Anlage am Schmausenbuck leben. Aljoscha ist bereits im November vergangenen Jahres nach Hannover umgezogen. Derzeit hält der Tiergarten die drei verbliebenen Raubkatzen alle voneinander getrennt. Man könne schon versuchen, den Kater bei der Aufzucht der Jungen dabei zu lassen, erzählt der stellvertretende Tiergartenchef Helmut Mägdefrau. "Im Freiland gibt es beides, manche männliche Tiger halten Kontakt zu Jungtieren, manche nicht." Weil die 2011 in Moskau geborene Katinka aber früher sehr nervös und aggressiv gewesen sei, "haben wir uns das nicht getraut".

Der fünfjährige Papa Samur kam also in ein separates Gehege, während sich die – wie Mägdefrau berichtet – durch die Aufzucht ruhiger gewordene Katinka um die Jungen kümmerte, bis man Aljoscha abgab. Später musste dann auch Volodya von der Mutter getrennt werden. "Es gab Ärger, er wollte sie schon decken", sagt Mägdefrau. Nach eineinhalb oder zwei Jahren sei es normal, dass die Jungtiere von der Mutter separiert werden müssen. Zu Samur habe man den nun erwachsenen Volodya nicht stecken können. "Das gäbe eine Keilerei."

Tiergarten: Chemnitz hat Tiger-Bedarf

Derzeit wird Mägdefrau zufolge stets abwechselnd eine Katze im Freigehege gehalten, die beiden anderen sind im Raubtierhaus. Dass Volodya nun nach Chemnitz soll, habe der Artkoordinator im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) festgelegt. "Der vom Europäischen Zooverband bestimmte Artkoordinator bekommt jährlich Meldungen von den Zoos, welche Tiere geboren und gestorben sind und welche Wünsche die jeweiligen Einrichtungen haben", sagt Mägdefrau. Nürnberg habe gemeldet, dass man Volodya abgeben wolle. "Aber wenn keiner schreit, er hat Platz, kann der Artkoordinator natürlich nichts machen." Nun habe Chemnitz aber Bedarf angemeldet.

Der Zoo in Sachsen hält zwar noch einen Tiger, der noch dazu ein alter Bekannter ist, weil er bis 2012 in Nürnberg lebte – aber mit seinen 18 Jahren avancierte Jantar inzwischen zu einem echten Katzen-Opa, allzu viel Zeit dürfte ihm nicht mehr beschieden sein. Mit Volodya plant Chemnitz einen Neuanfang in der Tigerhaltung. Noch müssen einige Bauarbeiten über die Bühne gebracht werden, aber spätestens in einigen Wochen wollen die Chemnitzer Volodya holen.

Kistentraining bei Volodya schwerer

Das Kistentraining, berichtet Tierpflegerin Hoffmann, sei bei Aljoscha leichter gewesen als bei seinem Bruder. "Volodya ist ein Muttersöhnchen." Weil Katinka Volodya bevorzugt habe, sei Aljoscha stärker auf die Pfleger fixiert gewesen, was sich beim Training ausgezahlt habe. Der Tiger wird in seiner 2,30 Meter langen und 1,40 Meter hohen Kiste per Kleintransporter in sein neues Zuhause gebracht – entweder managen das die Zoos selbst, oder sie beauftragen eine professionelle Transportfirma, im Falle Volodyas steht das noch nicht fest. "Die Kosten übernimmt in der Regel der Empfängerzoo", so Mägdefrau.

Bei Tierarten, die sehr stark auf die Pfleger fixiert sind – zum Beispiel Gorillas – werden Mägdefrau zufolge Betreuer des aufnehmenden Zoos schon vorab entsendet, um Bekanntschaft mit dem Tier zu machen. Zudem begleitet ein Pfleger des Geber-Tiergartens seinen Schützling in das neue Zuhause und bleibt noch einige Tage, um ihm bei der Eingewöhnung zu helfen. Bei Raubkatzen sei eine so intensive Betreuung nicht nötig, sagt Mägdefrau. Falls die Tiergartenleitung für diese Dienstreise grünes Licht gebe, sagt Hoffmann, werde aber ein Nürnberger Raubkatzenpfleger zumindest beim Transport Volodyas nach Chemnitz dabei sein.

Dessen Bruder Aljoscha hat Tierpflegerin Hoffmann kürzlich in Hannover einen Besuch abgestattet und sich vor Ort überzeugt, dass es dem Ex-Nürnberger gutgeht. "Er hat dort eine Partnerin namens Alexa."

Bilder vom Nürnberger Tiergarten finden Sie in unserer Galerie "Auf der Pirsch".

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