Unfair? Nürnberger Tiergarten ist für Hunde Sperrgebiet

11.2.2017, 05:47 Uhr
Ob Affe, Zebra und Co. Chihuahua Pauli wirklich für ein wildes Raubtier halten, bleibt fraglich. Doch größere Hunde können Unruhe unter den Zootieren verursachen.

© Michael Matejka Ob Affe, Zebra und Co. Chihuahua Pauli wirklich für ein wildes Raubtier halten, bleibt fraglich. Doch größere Hunde können Unruhe unter den Zootieren verursachen.

Margit Bickel aus Dinkelsbühl schwärmt von den schönen Hunde-Spaziergängen im Münchner Tierpark Hellabrunn in den vergangenen Jahren. Freilich gibt es auch dort feste Regeln: Pro Person nur ein Hund, dieser muss an der kurzen Leine geführt werden. Außerdem dürfen die Hunde nicht in die großen Häuser für Elefanten, Nashorn oder Giraffen und auch nicht in die "Dschungelwelt".

Die Halter können ihre Lieblinge aber auch nicht am Tierhaus festbinden und selbst hineingehen. Und "Hundesitter", die mit mehreren Tieren kommen, müssen sowieso draußen bleiben. Dass die tierischen Zoobewohner durch lautes, anhaltendes Bellen irritiert sind, glauben die Verantwortlichen nicht. Die Lärmempfindlichkeit von Giraffen und Vögeln sei mit Musik getestet worden - ohne erkennbare Auffälligkeiten.

In Berlin haben Besucher die freie Wahl: Im Zoo (am Bahnhof Zoo) sind Hunde verboten, im Tiergarten dagegen erlaubt. Dies liegt an der Größe: Der Zoo mit nur 33 Hektar im Herzen der Hauptstadt ist deutlich kleiner als der "mit 160 Hektar größte Erlebnis-Tierpark Europas", so die Eigenwerbung. Viele Gäste nutzen die abwechslungsreiche Parklandschaft für ausgedehnte Spaziergänge mit ihren Vierbeinern an der kurzen Leine.

Problem: Der Hund ist ein Raubtier

Ein ausziehbares Band ist untersagt, damit frei herumlaufende Reiher oder Störche nicht gestört werden. Bei einzelnen Bereiche wie der Känguru-Anlage oder dem Gehege für Varis (Lemuren) heißt es für Hunde: "Ich muss leider draußen bleiben." Größere Zwischenfälle habe es in der Vergangenheit nicht geben, meint Katharina Sperling vom Tierpark Berlin. Wie viele Hunde pro Jahr in die Einrichtung kommen, ist nicht bekannt. Sie haben freien Eintritt und werden daher nicht eigens gezählt.

Der Nürnberger Tiergarten begründet sein Veto auf seiner Internetseite damit, dass Hunde domestizierte Raubtiere sind, die von den Zootieren instinktiv erkannt und gefürchtet werden. Außerdem könnten sie Krankheiten übertragen und freilaufende Murmeltiere oder Eichhörnchen stören. Direktor Dag Encke meint, dass sich Befürworter und Gegner des Hundeverbots ungefähr die Waage halten. "Es gibt viele Besucher, die wegen ihrer Kleinkinder froh sind, dass bei uns keine Hunde herumlaufen, meint der Biologe - und dass keine Kothaufen am Wegrand liegen.

Testlauf mit eigenem Vierbeiner

Im ersten Jahr als Zoo-Chef, also 2005, hatte Encke mit seinem eigenen Hund einen Testrundgang durch die Anlage gemacht: "Dem Tiger sträubte sich das Fell, er zeigte ein aggressives Angriffsverhalten, die Zebras und Kulane sind dagegen geflüchtet." Von weiteren Versuchen habe er daher abgesehen, auch wenn man sicherlich die Zoobewohner an die vierbeinigen Besucher gewöhnen könnte.

An Enckes früheren Arbeitsstätte, im Zoo Münster, sind Hunde jedoch erlaubt. Genauso wie im Zoo Augsburg. In der 1937 gegründeten Einrichtung haben Hunde eine lange Tradition. "Bei uns kommen auch viele Hundeschulen vorbei, manchmal mit bis zu 20 Doggen", erzählt Direktorin Barbara Jantschke, "unsere Tiere sind daran gewöhnt“ - und sie wissen sich auch zu wehren.

Sie führt auch eine jährlich aktualisierte Liste mit über 50 deutschen Zoos, in denen Hunde entweder erlaubt oder verboten sind - die beiden Gruppen sind etwa gleich groß. Befürchtungen, dass Hunde Krankheiten einschleppen, hat die Biologin nicht: Schließlich besäßen die meisten Hunde guten Impfschutz, Gefahr drohe eher von herumstreunenden Mardern oder Füchsen.

Für Margit Bickel aus Dinkelsbühl steht fest, dass im Frühjahr wieder der nächste Zoobesuch ansteht: "Dann wird wieder München oder Augsburg das Rennen machen, denn hier darf der schönste Dackel der Welt mit rein" - nämlich ihr eigener.

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