Unmut über Polit-Show

10.3.2012, 07:59 Uhr
Unmut über  Polit-Show

© Eduard Weigert

Es gab viele Wortbeiträge an diesem langen Abend in der Turnhalle der Max-Beckmann-Schule. Kaum ein Thema, das nicht zur Sprache kam: Von der Stadtbahn nach Kornburg, dem Verkehrskonzept Nürnberger Hafen, der Nahversorgung in den Stadtteilen, bis hin zum Radwegausbau und Fußwegbeleuchtungen.

Der Mangel an Betreuungsplätzen für Kinder sorgte aber für den meisten Ärger. Genauer, die aktuelle Situation in Worzeldorf: Für den Hort in der „Red Box“ liegen derzeit 40 Anmeldungen für September 2012 vor, freie Plätze gibt es allerdings nur zwölf.

„Völlig unzureichend“

Ein Missstand, der viele Eltern vor erhebliche Probleme stellt und richtig sauer macht. Ein Vater von drei Kindern im Alter von ein bis neun Jahren nannte die Situation der Kinderbetreuung im Stadtteil „völlig unzureichend“. Auch bei den Bürgervereinen und den Ortsvereinen von CSU und SPD gingen zahlreiche Beschwerden und Hilferufe von Eltern ein.

Jugend- und Sozialreferent Reiner Prölß sicherte zu, schnellstmöglich „individuelle Lösungen zu finden“, sprach aber gleichzeitig auch von einer „Herkulesaufgabe“ und dass er sich manchmal, wie „beim Wettlauf zwischen Hase und Igel“ vorkomme.

Denn obwohl die Stadt in den letzten zehn Jahren rund 4300 Plätze in Krippen, Kindergärten und Horten geschaffen hat, reichen die in manchen Stadtgebieten hinten und vorne nicht aus. Eltern werfen der Stadt vor, hier unzureichend zu planen. Auf der einen Seite entstünden im Nürnberger Süden zahlreiche Neubaugebiete, die vor allem junge Familien anziehen, auf der anderen Seite fehle es dort aber an den nötigen Einrichtungen für Kinder.

Als kurzfristige Lösungsmöglichkeit für Worzeldorf verwies Prölß auf den Ausbau der Mittagsbetreuung in der Max-Beckmann-Grundschule. Umso mehr sorgte ein Beitrag einer Rednerin für Verwunderung, die davon berichtete, dass sie noch vor wenigen Monaten mit der Idee, einen Hort in Worzeldorf zu eröffnen, beim Jugendamt abgeblitzt war.

Ebenfalls häufig aufs Tapet kam die enorme Belastung in Kornburg und Worzeldorf durch den Lkw- und den durch die Neubesiedlungen zunehmenden Pendlerverkehr. Ob die geplante Stadtbahn nach Kornburg Abhilfe schaffen kann, wurde unterschiedlich beurteilt.

Marcus Wierer vom Bürgerverein Kornburg plädierte für eine Verlängerung der Trassenführung bis ins Umland, um zu verhindern, dass Kornburg als Endhaltestelle eher be- statt entlastet wird.

Für Unmut im Publikum sorgten die recht ausschweifenden Beiträge der Vertreter der Worzeldorfer Ortsvereine von CSU und SPD, Bernd Glas und Dieter Goldmann. Zwar gaben sie als Sprachrohr die von Bürgern an sie herangetragenen Probleme und Anregungen weiter, dem ein oder anderen Zuhörer ging’s aber dann doch eher zu sehr in Richtung Politshow und Werbung in eigener Sache. „Das ist hier doch eine Bürgerversammlung und kein Parteientreffen“, empörte sich einer leise, einige verließen gar ziemlich verärgert den Saal.

Applaus erntete hingegen der Appell eines Bürgers an die Stadt, die Hakenkreuzschmierereien, die in letzter Zeit immer wieder in Kornburg auftauchen, so schnell und unbürokratisch wie möglich zu beseitigen. „Wenn sie nicht schnell entfernt werden, nehmen die Kinder, die tagtäglich dort vorbeilaufen, solche Zeichen als selbstverständlich hin“, mahnte er mit Nachdruck. Auch an seine Mitbürger richtete er seinen dringenden Wunsch: „Schaut nicht weg!“

Keine Kommentare