Unterwegs mit Kehrmaschine: Putzteufel Sör im Einsatz

4.6.2015, 06:00 Uhr
Unterwegs mit Kehrmaschine: Putzteufel Sör im Einsatz

© Eduard Weigert

Dort, vor dem Altglascontainer wartet unrechtmäßig abgestellter Sperrmüll auf seine Entsorgung. Wenn Rüdiger Sailer durch die Straßen geht, hat er nur Augen für die Schmutzecken. Das muss er auch. Denn Rüdiger Sailer und seine Kollegen sind Straßenreiniger beim Servicebetrieb Öffentlicher Raum (Sör) Nürnberg.

Ihr Einsatzort: das Gebiet von der Burg über den Hauptmarkt bis hin zur Fleischbrücke. Jeden Winkel, jeden Pflasterstein, jeden Grashalm kennen sie hier. Genauso wie die meisten Fußgänger, die ihnen auf ihrer alltäglichen Route begegnen.

Für die Anwohner haben die Sör-Mitarbeiter immer eine freundliche Begrüßung parat – und diese lächeln ehrlich zurück. Genau wie die drei vorbeifahrenden Kollegen in der Müllpresse. Übersehen kann man Sailer jedenfalls kaum in seinem neon-orangenen Warnwesten-Outfit. Ebenfalls auffällig, weil immer in der Hand: der große Holzbesen.

Der kommt besonders vor Bars zum Einsatz. Denn hier liegen nach einer durchzechten Nacht meist zig Zigarettenkippen auf dem Gehweg herum, die Sör am nächsten Morgen beseitigt. Und bei den hohen Pflasterstein und den bis zu fünf Zentimeter tiefen Rillen in der Altstadt ist das manchmal gar nicht so einfach. Da muss neben dem Besen oft auch noch ein Akkublasgerät oder eine Kehrmaschine mit ran.

Sonderschichten im Winter

Dazu ziehen die vier Straßenreiniger des Depots Tiergärtnertor jeweils in Zweiergruppen los – mit ihrem Tonnenwagen bewaffnet. 5 Uhr frühs beginnt ihre Schicht, um 13.30 Uhr etwa endet sie.

Im Winter stehen übrigens Sonderschichten an: Da müssen sie im Falle eines Schneesturms auf Abruf bereit stehen. Auf dem schiebbaren Tonnenwagen hat die Zweiergruppe alles dabei, was sie für die Straßenreinigung braucht: zwei große Mülltonnen, eine Schaufel, einen Unkraut-Schaber und einen Zwicker für das leichtere Aufsammeln von weggeworfenen Dosen, Taschentüchern und Co.

„Der Laden hier gehört dem Christian“, erzählt Sailer, der in dem Beruf schon seit 1996 arbeitet, auf seiner Route und zeigt auf ein kleines Schaufenster. Der Straßenreiniger kennt den Ladenbesitzer gut und weiß: Christian wird ihm bei der Arbeit heute keine Probleme bereiten. Ganz im Gegensatz zu dem Besitzer des Mehrfamilienhauses um die Ecke. Jener nämlich macht Sailer und seiner Crew ab und an das Leben schwer, indem er ihnen allzu sehr auf die Finger schaut. „Da machen wir beim Kehren immer besonders Lärm, damit er weiß, dass wir da sind“, erklärt der 44-Jährige mit einem Grinsen.

Sailer und dessen Kollege, mit dem er heute unterwegs ist, nehmen es jedenfalls mit Humor. Auch sonst witzeln die beiden viel herum. Man merkt sofort: Sie sind ein eingespieltes Team, das schon viele Jahre zusammen arbeitet. „Wir sind hier wie eine Familie“, erzählt der Kollege, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er ist seit mittlerweile 18 Jahren als Straßenreiniger unterwegs und mit sichtlichem Spaß dabei.

Servicetelefon eingerichtet

„Jeder Anwohner kennt uns. Wenn einer von uns mal fehlt, fragen die Leute schon nach, wo er ist.“ Auch wenn der Job manchmal ganz schön anstrengend sein kann. Vor allem im Winter, wenn man bis zu zehn Stunden draußen unterwegs sei – und das auf Dauer.

Fühlen sich die beiden eigentlich bei der Bevölkerung für ihre Arbeit wertgeschätzt? Sör muss immerhin oft genug als Sündebock für misslungenen Winterdienst und Sonstiges herhalten. Bei der Frage atmet Sailer tief durch: „Es gibt Leute, die mir den Dreck vor die Füße werfen, weil sie sehen, dass wir hier kehren. Andere wiederum bedanken sich.“

Auch, als Sailer auf die regelmäßige Debatte angesprochen wird, dass Nürnberg verdreckt sei, wirkt der sonst so fröhliche Boxdorfer ernst. „Die Nürnberger sind meines Erachtens einfach zu verwöhnt. Zu verwöhnt worden von uns.“ Er selbst reise viel in andere Städte und da sei Nürnberg im Vergleich mit eine der saubersten. Auch an die Kritiker appelliert er, sich mal in anderen Städten umzusehen.

Um besser auf die Wünsche der Bevölkerung eingehen zu können, hat Sör ein Servicetelefon eingerichtet. Dort kann jeder Bürger anrufen, der ein Anliegen oder Kritik hat.

Dass so theoretisch die Arbeit von Sailer und seinem Kollegen unter ständiger Beobachtung steht, sehen sie gelassen. Solange es gut für den Bürger sei. Und, kann er sich vorstellen, später einmal etwas anderes zu arbeiten? Sailer schüttelt energisch den Kopf. „Warum soll ich etwas ändern, wenn es mir Spaß macht?“

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