Unterwegs: Spielplatz für schwarze Musik

30.8.2013, 00:00 Uhr



„Wir üben zuvor nichts ein, alles entsteht in einem Prozess. Nicht selten ist das Ergebnis pure Magie“, unterstreicht Greg McKoy, der musikalische Kopf des Abends, der jederzeit die Fäden in der Hand hält. Der Pianist und Sänger fungiert unter anderem als Musical Director bei „ The Barry White Experience“. Wie beiläufig setzt sich McKoy hinter seine Keyboards, beginnt zu klimpern und die restlichen Musiker steigen ein.
Jeanne Carroll, die „First Lady of Chicago Blues“, war es, die der Veranstaltung einst Leben einhauchte. Sie war die Seele der Sessions. 1946 startete Carroll ihre Karriere als Sängerin in den Bars von Chicago, wo sie bald mit den Größen der lokalen Jazz- und Blues-Szene wie Duke Ellington, Count Basie, Charles Mingus oder Willie Dixon auftrat. 2011 verstarb die Sängerin, die es irgendwann nach Nürnberg verschlagen hatte. Der Filmemacher Michael Aue hat für die Medienwerkstatt das Porträt „Jeanne Carroll – Music is my life“ gedreht.

Die Idee der Sessions auf offener Bühne lebt indes weiter. „Jeannes Tod war ein harter Schlag für uns“, verrät Cult-Betreiber Rick Ziegler. Der hat in der ehemaligen Werkzeugmaschinenfabrik die Konzertreihe „Jam with us“ installiert. Hier kann jeder, der gerne singt oder selbst Musik macht, vor Publikum auftreten. Etwas talentiert sollte man jedoch schon sein, denn neben Greg McKoy tummeln sich noch weitere exzellente Musiker im Cult. Im Zentrum steht vor allem Black Music in vielen Spielarten von Blues über Rhythm’n’Blues bis hin zu Soul und Funk.
Delta Blues ist eine Richtung, die zirka 1910 im Mississippi-Delta entstand. Doch auch an der „Pengertz“ kann man den Blues haben. Frag’ nach bei Jürgen Schottenhamml! Der Gitarrist kann sowohl lyrisch als auch kraftvoll begleiten, und wenn er zum Gitarrenduell ansetzt, bleibt kein Auge trocken. Eric Conley ist normalerweise Frontmann der „Barry White Experience“. Der Mann schafft es, im sonor wummernden Bariton von White zu singen. Dabei ist Conley aber kein purer Plagiator, sondern ein toller Sänger der wohl so manche Zuhörerin ins Bett brummen könnte.
Und heute steht noch ein unerwarteter Gast auf der Bühne. Karl Keaton, der 1991 mit „Love’s Burn“ ein Stück in den Top 20 der deutschen Charts platzieren konnte. Heute lebt Keaton in Vilseck in der Oberpfalz und betreibt ein Musik-Café.

„Jam with us“ heißt es jeden Mittwoch ab 19.30 Uhr im Cult, Dooser Straße 60
 

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