VAG: Zwei Millionen Euro Verlust durch Schwarzfahrer

20.3.2018, 10:41 Uhr
Jedes Jahr entgeht der Nürnberger VAG jede Menge Geld durch Kunden, die ohne Fahrschein unterwegs sind.

© Peter Roggenthin Jedes Jahr entgeht der Nürnberger VAG jede Menge Geld durch Kunden, die ohne Fahrschein unterwegs sind.

"Die Fahrscheine bitte": Wer mit der U-Bahn, in Straßenbahnen oder Bussen unterwegs ist, kennt die Aufforderung, wenn die Kontrolleure oft gleich in größeren Teams ihre Ausweise zücken. Bei der Nürnberger Verkehrs AG (VAG) hatten sie im vergangenen Jahr bei insgesamt 25.500 Benutzern etwas zu beanstanden – bei etwa jedem 50. von insgesamt 1,2 Millionen kontrollierten Fahrgästen.

19.000 "echte" Schwarzfahrer

Knapp jede fünfte Person ohne gültiges Ticket konnte im Nachhinein nachweisen, dass sie über einen Fahrschein verfügt, etwa eine Monatskarte, die sie zuhause vergessen hatte. In knapp 6,5 Prozent der Fälle wurde aus Kulanz auf eine weitere Verfolgung verzichtet, etwa bei ausländischen Touristen, die sich glaubhaft im Tarifwirrwarr vertan hatten. Unterm Strich wurden 19.000 "echte" Schwarzfahrer festgehalten und angezeigt. Das entspreche, so VAG-Sprecherin Stefanie Dürrbeck, einer Quote von 1,54 Prozent und damit einem leichten Rückgang gegenüber 2016.

"Unsere täglichen Einsätze zeigen weiterhin ihre Wirkung", freut sich VAG-Sprecherin Stefanie Dürrbeck. Im Schnitt sind bei der VAG pro Tag zwischen 25 und 30 Mitarbeiter der Servicedienste in Bussen und Bahnen unterwegs, um Fahrausweise zu prüfen – und zwar im Schichtdienst während der gesamten Betriebszeit und auch an Sonn- und Feiertagen.

Fahrausweisprüfer in Zivil

127 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind speziell dafür geschult; die meisten von ihnen haben daneben noch andere Aufgaben. 22 Mitarbeiter sind reine Fahrausweisprüfer und überwiegend in Zivil unterwegs.

Wo und wann kontrolliert wird, plant die VAG auch mit Unterstützung durch ein Computerprogramm. Das wertet unter anderem die Häufigkeit von Beanstandungen je nach Linie und Tageszeit aus, sorgt aber auch für eine gleichmäßige Abdeckung. Der Einnahmeverlust, den die VAG für 2017 durch die festgestellten Schwarzfahrten geltend macht, beläuft sich auf rund zwei Millionen Euro.

Kontrollen seien auch für ehrliche Kunden wichtig

Auf diese Summe beziffert sie auch den Aufwand für die Kontrollen. Knapp die Hälfte davon, nämlich 890.000 Euro, holte sie sich durch die geforderten Gebühren ("konsequente Nachbearbeitung") wieder herein. Trotz der Kosten sei ein Verzicht auf Kontrollen nicht zu verantworten, geht es doch nicht allein um die Einnahmensicherung, sondern auch darum, den Kunden das Gefühl zu vermitteln, dass nicht der Ehrliche der Dumme ist.

Dabei hält die VAG daran fest, dass Schwarzfahren kein Kavaliersdelikt ist. Es gilt als Erschleichung einer Leistung, ist also eine Straftat im Sinne des Strafgesetzbuches und wird auch als solche geahndet. Wer bei der VAG beim Schwarzfahren erwischt wird, muss - wie bundesweit üblich - ein erhöhtes Beförderungsentgelt in Höhe von 60 Euro bezahlen. Wird jemand dreimal erwischt, kommt es zur Strafanzeige.

Schwarzfahren soll Straftat bleiben

Sofort zur Anzeige kommt es, wenn ein Fahrschein offensichtlich manipuliert wurde oder ein Fahrgast handgreiflich gegenüber den Kontrolleuren geworden ist. Pro Jahr erstattet die VAG in rund 2000 Fällen Anzeige.

Nachdrücklich verwahrt sich die VAG – im Verbund mit anderen Verkehrsträgern bundesweit - gegenüber Vorstellungen, Schwarzfahren von einer Straftat zu einer Ordnungswidrigkeit herabzustufen, wie es zu Beginn des Jahres der Richterbund und einige Justizminister zur Entlastung der Gerichte verlangt hatten.

Dann aber wäre das Feststellen von Personalien bei Kontrollen nahezu unmöglich. Die Fahrausweisprüfer hätten nicht mehr die Möglichkeit der vorläufigen Festnahme im Sinne des Jedermannsrechts, da dies nur bei einer Straftat möglich ist. Auch das Hinzuziehen der Polizei für eine notwendige Personalienfeststellung wäre nicht mehr möglich. Dies käme einem Freifahrtschein für Schwarzfahrer gleich. 

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