Vanessa ist Germany's next Topmodel 2015

28.5.2015, 22:41 Uhr
Aus der Favoritin ist die Gewinnerin geworden: Vanessa aus Bergisch-Gladbach ist Germany's next Topmodel.

© ProSieben Aus der Favoritin ist die Gewinnerin geworden: Vanessa aus Bergisch-Gladbach ist Germany's next Topmodel.

Nachdem das für den 14. Mai geplante Finale wegen einer Bombendrohung abgebrochen werden musste, hat sich ProSieben dafür entschieden, die Siegerin von GNTM nicht mehr in einer Live-Sendung zu küren. Stattdessen wurde die Show in New York aufgezeichnet. Dieses Jahr waren gleich vier Mädchen im Finale, statt wie sonst drei. Doch kurz vor Abbruch der Live-Sendung wurde Katharina bereits rausgewählt, weswegen es im offiziellen Finale nun doch nur drei Mädchen waren.

Und dann gab es das "finale Finale" nach dem "Riesenschock" wie Heidi Klum betonte, das dann doch sehr blass daherkam. Ein Großteil der Sendung war eher eine Sendung vom Finale, das es nie gegeben hat und natürlich der Bombendrohung. Ausführlich wurden Aufnahmen der Probe, Interviews und Showacts gezeigt. Daneben verblasste das finale Finale in New York mit gerade einmal 150 Zuschauern deutlich. "Wir wollten den Mädchen in Mannheim die Show bieten, die sie nach so vielen Wochen verdient haben", warf Juror Thomas Hayo ein - und die gab es dann nicht. Das Finale, das die Mädchen jetzt bekommen haben, haben sie nun wirklich nicht verdient. 

Nach unsäglich vielen Rückblenden, unterbrochen durch Auf-und-ab-Gehen der drei bzw. zwei Mädchen (nachdem Ajsa ausgeschieden war), stand die Siegerin dann fest: Vanessa aus Heidi Klums Heimat Bergisch-Gladbach. Viel mehr gibt es über dieses finale Finale leider nicht zu sagen. Es gab kein Feuerwerk, keinen nennenswerten Stargast, keine Lichtshow und keine Spannung, dafür gab es allerdings reichlich Langweile und Werbung. Das ist vor allem den Usern auf Twitter aufgefallen. "Irgendwie ist mir die Entscheidung mittlerweile egal. Brauch all meine Kraft, um nicht einzuschlafen", schreibt Userin L.. Aber all die Rückblenden bringen auch die Kritik der letzten Wochen an GNTM wieder in Erinnerung. 

"Don‘t explain and don‘t complain"

Eine Studie des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) konnte einen erschreckenden Zusammenhang zwischen der Sendung und Magersuchterkrankungen bei jungen Mädchen und Frauen feststellen. Die Leiterin der Studie, Maya Götz, kritisierte in einem Interview, dass die Sendung ein unrealistisches Körperbild als Maßstab propagiere und es als Ideal verherrliche. Ein Ideal, das die wenigsten ohne krankhaftes Essverhalten überhaupt erreichen können.

Der Psychiater Manfred Lütz sieht in GNTM "eine Sendung, die eiskalt den Tod junger Mädchen in Kauf nimmt, um Kohle zu machen." Und wenn die Mädchen in der Sendung nicht das machen, was von ihnen verlangt wird, dann werden sie eben rausgeworfen. Meist unter dem Vorwand, sie seien inkonsequent, unfähig oder machen nicht, was von ihnen verlangt wird; wie eine ehemalige Kandidaten berichtet. Wolfgang Joop hat in der Halbfinalfolge – wohl eher unbeabsichtigt – all diese Kritik auch noch bestätigt. Denn wenn es nach dem alternden Modemacher geht, gilt nur ein Leitsatz für ein Model: „Don‘t explain and don‘t complain“, auf gut deutsch: Erklär dich nicht und beschwer dich nicht.

Eigentlich waren diese vier Mädchen als Finalistinnen geplant: Katharina (19), Anuthida (17), Vanessa (19) und Ajsa (18).

Eigentlich waren diese vier Mädchen als Finalistinnen geplant: Katharina (19), Anuthida (17), Vanessa (19) und Ajsa (18). © ProSieben

"Das ist eine mörderische Show!"

Nach all der Kritik an der Sendung stellt sich doch die Frage: Kann man GNTM auch etwas Positives abgewinnen? Ja, das geht. Sind wir mal ehrlich, die meisten Zuschauer sitzen Woche für Woche vor dem Fernseher und denken sich: "So was hätte ich mir aber nicht gefallen lassen". Oder besprechen mit ihren Freunden, wie man der Willkür vieler Jury-Entscheidungen etwas entgegensetzen würde, wäre man selbst Kandidatin dieser Show.

Das Model- Business ist ein schnelllebiges und oberflächliches Geschäft, das mit jeder neuen Fashion-Show über den Haufen wirft, was vorher als modern oder schön galt. Wie anmaßend ist es, so zu tun, als wisse man, was für schön zu gelten hat? Das allerdings passiert in dieser Sendung. Es wird ein Schönheitsideal propagiert, dass austauschbar und beliebig ist und so werden die Mädchen auch behandelt. Oder wie Joop es formuliert hat: „Wir sind hier aus einer ganz anderen Welt.“

Ist man also auf der Suche nach etwas Positivem bei GNTM, dann ist es, dass man nirgends sonst Menschen, die sich selbst für Autoritäten halten, so schön dabei beobachten kann, wie sie mit ihrer kompetenzlosen Willkür auf andere losgelassen werden. Menschen, die es im wankelmütigen Mode-Business zu Berühmtheit gebracht haben, wobei die Gründe für ihren Erfolg oft im Verborgenen bleiben.

Die Mädchen in der Sendung können sich da nicht helfen, außer sie haben nichts gegen Koffer packen. Sie sind diesem willkürlichen Geschäft leider ausgeliefert, das Kleidergröße 34 zur Regel erklärt und meint, Persönlichkeit auf ein Foto bannen zu können. Aber die Zuschauer können wenigstens vor dem Fernseher üben, sich gegen Menschen zu wehren, die ihre Meinung für den Mittelpunkt des Universums halten. 

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