Vater, Sohn und ein wenig Lateinamerika in Mazedonien

31.8.2012, 00:00 Uhr
Vater, Sohn und ein wenig Lateinamerika in Mazedonien

© privat

So waren auch seine Konzerte in der Partnerstadt Skopje und in Bitola sehr erfolgreich, berichtet der Musiker. Dort spielte er zusammen mit seinem Sohn, dem 18-jährigen Percussionisten Raphael Kempken. In Skopje sind sie im Rahmen des dortigen Sommerfestivals aufgetreten. Ihrem Publikum in der Nationalgalerie, die früher ein türkisches Bad war, boten sie lateinamerikanische und spanische Klänge. „Die lebendige und fröhliche Musik passte zum Sommerfestival und hat den Menschen sehr gut gefallen.“ Auch nach Bitola, einer alten Stadt südlich von Skopje, führte die beiden Musiker ein Musikfestival – das Bit-Fest.

In Skopje wohnten die Nürnberger Musiker in der Villa der Stadt. „Die Menschen in Mazedonien sind sanft, nett und gastfreundlich. Sie umsorgen einen so, dass man sich gleich wohl fühlt“, erzählt Grasse.

Das mazedonische Publikum findet Grasse sehr sympathisch. Die Möglichkeiten einer schnellen Internetverbindung bringen einem hierzulande jedes beliebige Konzert über You-Tube nach Hause. In Mazedonien sei es noch anders. „Wir sind hier leicht übersättigt. In Mazedonien gehen die Menschen mit mehr Freude und Neugier ins Konzert.“ Eines der beeindruckendsten Erlebnisse hatte der Gitarrist bei seinem ersten Aufenthalt in Skopje im Jahr 1998. Damals gab er im Kulturzentrum der Stadt ein Konzert. „Die Mazedonier standen sogar auf der Treppe. Sie haben damals gehungert nach Kultur.“

Inzwischen richtet fast jede Stadt in Mazedonien ein Festival aus. In Skopje gibt es eine große künstlerische Szene. Von den Bildern und Skulpturen in der Nationalgalerie zeigte sich der 39-Jährige beeindruckt: „Es ist eine von der Qualität her hochstehende Kunst.“

Ein paar kritische Anmerkungen zu aktueller Entwicklung hat der Nürnberger dennoch. Das betrifft die Bestrebungen der Regierung, die nationale Identität der Mazedonier etwa durch die aufgestellten 56 Monumente zu stärken, dazu zählt auch der Triumphbogen in Skopje. „Die Menschen dort fragen sich zu recht, warum es dafür Geld gibt, während die Arbeitslosigkeit im Land bei etwa 30 Prozent liegt.“

Dabei haben Mazedonien und Skopje auch ohne die neuen pompösen Monumente viel zu bieten. Der Nürnberger Musiker schätzt an Skopje vor allem den alten Basar in der Altstadt mit dessen vielen kleinen Geschäften, Gassen und Innenhöfen. Über die Frage, ob er wieder nach Skopje reisen würde, braucht Grasse nicht nachzudenken. Er würde es gerne wieder tun, am liebsten in Verbindung mit einer Reise durchs Land. „Ich würde dann gerne auch den Ohridsee bereisen. Mazedonien hat so viele Sehenswürdigkeiten und atemberaubende Landschaften.“

Noch eine weitere Sache steht auf dem Wunschzettel des Musikers – falls er wieder nach Mazedonien kommt: Auf dem türkischen Basar in Skopje hat er einen Lautenmacher getroffen und da hat es ihm die arabische Ud, der Vorläufer der europäischen Laute, angetan. „Ich würde mir gerne von ihm eine Ud machen lassen.“

 

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