Vertrautes Europa ist keineswegs selbstverständlich

25.1.2017, 20:02 Uhr
Vertrautes Europa ist keineswegs selbstverständlich

© Wolfgang Heilig-Achneck

Weil musischer Ausdruck an der anthroposophischen Bildungsstätte großgeschrieben wird, verfügt sie über einen repräsentativen Saal mit stattlicher Bühne. Und die wurde auch gebraucht: Siebtklässler animierten mit dem Ohrwurm „Aux Champs- Élysées“ auch die Gäste zum Mitsingen, und Oberstufenschüler beeindruckten mit Kostproben der „Spezialität“ des Hauses, der Eurythmie. In die besondere Form von Tanztheater übersetzten sie unter anderem einige grundlegende Menschenrechte.

Dass die Veranstaltung – jeweils mit Gästen aus der Partnerstadt Nizza und Vertretern der Vereine, die Kontakte zu Frankreich pflegen – seit einigen Jahren von einer Schule zur andern „wandert“, soll ihnen nicht nur Gelegenheit zur Selbstdarstellung bieten. Und einen Akzent gegen den Trend setzen: Denn auf beiden Seiten des Rheins nimmt die Zahl der Schüler ab, die sich für die Sprache des Nachbarlandes begeistern. Mit einem neuen deutsch-französischen Kulturzentrum im Stil der Goethe-Institute will auch die Stadt Nizza gegensteuern. Im vergangenen Herbst wurde es eröffnet – und die Deutschkurse seien bereits gut gebucht, berichtete die Stadträtin Christiane Amiel-Dinges aus Nürnbergs ältester Partnerstadt.

Ebenfalls gegen den Trend, für den Schlagworte wie „Brexit“ oder nationalistische Eigenbröteleien wie in Ungarn oder Polen stehen, warben die Redner für den Zusammenhalt von Europa. Solche Abende mit ihren Ritualen seien keineswegs überflüssig, meinte Bürgermeister Klemens Gsell. „Sie helfen uns, nicht zu vergessen, dass vieles, was wir schätzen, alles andere als selbstverständlich ist. Vor allem die Möglichkeit, frei durch Europa zu reisen und in den anderen Ländern zu studieren oder zu arbeiten. Und erst recht die Freundschaften, die uns verbinden.“ Darauf anzustoßen, erwies sich beim kleinen Empfang als gar nicht so leicht: In dem Foyer standen sich die Besucher gegenseitig im Weg – und ausgerechnet die Ehrengäste fanden nur noch leere Platten vor.

In der mazedonischen Hauptstadt Skopje leben auch viele Roma; ein Besuch in ihrem Viertel steht bei der Pfingstreise der Karl-Bröger-Gesellschaft ebenfalls auf dem Programm.

In der mazedonischen Hauptstadt Skopje leben auch viele Roma; ein Besuch in ihrem Viertel steht bei der Pfingstreise der Karl-Bröger-Gesellschaft ebenfalls auf dem Programm. © dpa

Die ersten Wochen des Jahres sind eine Zeit für die Reiseplanung. Wer sich für den Balkan interessiert und neben Sehenswürdigkeiten und Kultur auch etwas über die soziale und politische Lage erfahren will, kann sich in den Pfingstferien der SPD-nahen Karl-Bröger-Stiftung anschließen (und muss dafür keineswegs Mitglied werden). Ausgangspunkt der maßgeschneiderten Tour vom 4. bis zum 16. Juni ist die mazedonische Haupt- und Nürnberger Partnerstadt Skopje. Gleich bei dieser ersten Station steht neben der Besichtigung historischer Bauten auch ein Besuch in der Roma-Siedlung und der dortigen Schule auf dem Programm. Im weiteren Verlauf geht es in den Kosovo, nach Montenegro sowie nach Bosnien/Herzegowina – durch eine hoch spannende, aber relativ unbekannte Gegend Europas mit zauberhafter Natur und einzigartigen Kulturdenkmälern. Dabei dürfen natürlich Mostar und Sarajewo nicht fehlen.

Zu den wichtigen Themen gehört auch das Mit- und manchmal Neben- und Gegeneinander der Religionen. Vorgesehen sind weiter Gespräche mit Vertretern der deutschen Botschafter, mit einem Sprecher des deutschen Kfor-Kontingents und dem örtlichen Leiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Samt Flügen, Übernachtungen, Halbpension und vielen weiteren Leistungen kostet die Teilnahme 1735 Euro (im Doppelzimmer).

Weitere Auskünfte und Buchungen: Tel. 58 88 80. Internet: karl-broeger-gesellschaft.de

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