VGN will keine E-Scooter mehr mitnehmen

30.12.2015, 06:00 Uhr
VGN will keine E-Scooter mehr mitnehmen

© dpa

Diese Neuregelung empfindet Horst Reichert aus dem Stadtteil Hummelstein (Südstadt) als massive Einschränkung seiner Bewegungsfreiheit. Der 67-jährige, stumme Behinderte ist dringend auf seinen E-Scooter angewiesen. Der fahrbare Untersatz ermöglicht es ihm, rasch von seinem Zuhause in die Innenstadt zu kommen, Arztbesuche oder Ämtergänge zu erledigen.

Als ein VAG-Busfahrer ihm mitteilte, dass er ihn ab dem Jahreswechsel nicht mehr mitnehmen darf, fühlte sich Reichert vom öffentlichen Leben regelrecht abgeschnitten. Er befürchtet, dass seine Kreise außerhalb seiner Wohnung nun immer kleiner werden. Daher hat er sich an die SPD-Stadtratsfraktion gewandt, die nun im Verkehrsausschuss über das Thema diskutieren will.

Empfehlung des Verbandes

Doch die VAG beruft sich auf ein Gutachten des Verbands deutscher Verkehrsbetriebe: Es empfiehlt, die Mitnahme von E-Scootern in Bussen nicht mehr zuzulassen. Bei Vollbremsungen könne das Gefährt rutschen oder kippen und den Besitzer sowie andere Fahrgäste verletzen. Der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) folgt - wie unter anderem München und etliche Kommunen aus Nordrhein-Westfalen - der Empfehlung und spricht ein E-Scooter-Verbot für Busse und Straßenbahnen aus.

„Wir müssten im Schadensfall haften“, erklärt Elmar Maier, der bei der VAG für den Busbetrieb zuständig ist. Doch auch die Behinderten wären betroffen, weil etliche Bedienungsanleitungen für E-Scooter-Transporte in Bussen als ungeeignet ansehen würden. Der VAG-Mitarbeiter unterstreicht, dass die Scooter-Fahrer trotzdem nicht vom öffentlichen Nahverkehr ausgeschlossen sind. Denn in der U-Bahn sind die E-Mobile weiterhin zulässig. Auch S-Bahn-Fahrten seien erlaubt. Die Gefahr ruckartiger Notbremsungen sei bei den beiden Schienengefährten deutlich geringer als bei den Bussen und Straßenbahnen im allgemeinen Verkehrsstrom.

Es gibt aber durchaus Verkehrsbetriebe, die trotzdem weiterhin E-Scooter in Bussen zulassen. „Wir nehmen auch künftig Scooter-Fahrer mit, wenn in den Bussen Platz ist“, erklärt Petra Reetz, Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe. Mit Gurten sollen die E-Mobile im Bus gesichert werden, um ein Umkippen zu verhindern.

Die VAG-Pressestelle verweist darauf, dass sich beim Treffen mit den Nürnberger Behindertenverbänden kein Protest geregt habe: „Die beteiligten Organisationen konnten unsere Entscheidung gut nachvollziehen.“ Andererseits hat der Bundesverband Selbsthilfe Körperbehinderter soeben einen juristischen Erfolg gegen das Mitnahmeverbot von E- Scootern erwirkt. Gegen den Verkehrsverbund Rhein Neckar wurde eine Abmahnung ausgesprochen. Die Nürnberger SPD-Stadtratsfraktion lässt nun prüfen, ob mit Hilfe von Spanngurten der Transport von E-Scootern in Bussen des VGN doch möglich ist.

Verwandte Themen


VGN

31 Kommentare