Viel Hochprozentiges auf dem Markt der Partnerstädte

12.12.2014, 10:42 Uhr
Viel Hochprozentiges auf dem Markt der Partnerstädte

© Distler

Nein, er scherze nicht, sagt Roberto und rollt mit den Augen. Er kennt die Reaktion. Die komme immer, wenn er Fremden seinen Namen sagt. „Ja, ich heiße so“, versichert der waschechte Venezianer, dessen Nachname an den wohl berühmtesten Sohn der Stadt Venedig erinnert: Casanova.

Ob der Name an Roberto Casanovas Stand aber Programm ist? Er schüttelt mit dem Kopf. Tatsächlich warten hier nicht nur weibliche Kunden darauf, bedient zu werden, sondern in erster Linie Pärchen. Die versorgt Roberto dann mit „Pecorino“ oder „Salsiccia Piccante“, natürlich aus Venedig, von denen ein kleiner Happen vor dem Kauf auch probiert werden darf.

In erster Linie aber verkauft Roberto Casanova etwas anderes, das wie sonst nichts für seine Heimat steht: venezianische Masken. Die stellt der Nürnberger, seit 16 Jahren hier zu Hause, selbst her. Er gehört zum „Point d’incontro“ (deutsch: Treffpunkt), einem venezianischen Kulturverein. Drei Stunden arbeitet er an der Verzierung einer Maske — wenn er die weißen Rohlinge aus Pappmaché nicht auch noch selbst fertigt.

Heiß und grün

Die jedenfalls bietet er nun auf dem Markt der Partnerstädte an. Zwar ist er nicht zum ersten Mal hier mit einem Stand, trotzdem gilt er als Neuheit. Denn: 2013 hat er gefehlt. Jetzt aber gibt es hier wieder „Lampadina“, ein grünes Heißgetränk, was auf Italienisch schlicht „Glühbirne“ bedeutet. Richtig „glüht“ Casanovas Kreation heuer aber nicht: „Schnaps darf nicht hinein, dafür habe ich diesmal keine Genehmigung gekriegt.“

Gut, nicht überall steckt auf dem Markt der Partnerstädte drin, was auch darauf steht. Das gilt zum Beispiel auch für Zeev Iluz. Auf seiner Bude steht: Hadera. Eigentlich aber kommt Iluz aus Tel Aviv — und Produkte aus Hadera kann er auch kaum zeigen, „ganz einfach, weil es wenig Typisches für Hadera gibt“. Das sei schließlich eine Industriestadt gewesen. Aber eine, die sich mausert, weiß Iluz. Bei ihm gibt es also alles Mögliche aus Israel, vor allem aber: israelischen Wein. Auf den stürzen sich im selben Moment zwei Frauen aus USA. Sie dürfen probieren.

Der Wein bildet auch die Grundlage für den Glühwein, der in einem Kessel brodelt. Überhaupt ist der Markt der Partnerstädte dafür längst bekannt: Hochprozentiges verschiedener Art. Egal, ob, wie beim Stand aus Cordoba, mit einem Anisschnaps vermengt, oder, weiter weg vom Glühwein, als Apple Cider aus Atlanta.

Aus der Nische

Es gibt also reichlich, mit dem angestoßen werden kann — zum Beispiel auf 30 Jahre Markt der Partnerstädte. Gut, genau genommen hat schon vor 32 Jahren zum ersten Mal eine Stadt eine eigene Bude auf dem Christkindlesmarkt gehabt, sagt Norbert Schürgers vom Amt für Internationale Beziehungen der Stadt Nürnberg. Und zwar „in einer Nische an der Kirche“.

Aus der aber ist der Markt, der 1982 erstmals in der Form wie heute (wenn auch nur mit sechs Buden) stattgefunden hat, längst heraus. Alle 14 Partnerstädte und dazu befreundete Kommunen vertreten sich hier selbst — oder werden vertreten.

Wie eine „Patenstadt“ Nürnbergs: Kalkudah auf Sri Lanka. An deren Stand gibt es Holzspielzeug oder auch Stofftiere. Wichtiger aber ist: Der Erlös geht, wie bei ein paar anderen Ständen, an soziale Projekte.

In diesem Fall nach Sri Lanka. Seit zehn Jahren wird der 2004 bei einem Tsunami so stark zerstörten Region geholfen. Inzwischen konnte durch die Hilfe unter anderem eine Siedlung mit 25 Häusern für 180 Personen errichtet werden. Der Name des Orts: „Little Nuremberg“. Kein Scherz.

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