Viel Rückenwind für neuen "Ringbahn-Express" nach Fürth

13.2.2019, 05:54 Uhr
Ein Schienenstrang führt vom Nordostbahnhof durch den Nürnberger Norden nach Fürth. Ein "Ringbahn-Express" könnte schon heute hier verkehren — inklusive einem Haltepunkt in Höhe der Rollnerstraße.

© Alexander Brock Ein Schienenstrang führt vom Nordostbahnhof durch den Nürnberger Norden nach Fürth. Ein "Ringbahn-Express" könnte schon heute hier verkehren — inklusive einem Haltepunkt in Höhe der Rollnerstraße.

"Beim Blick von oben auf das Nürnberger Nahverkehrsnetz fällt auf, dass es im Norden keine leistungsfähige West-Ost-Verbindung gibt", konstatiert SPD-Fraktionsvize Thorsten Brehm mit Blick auf die aktuelle Anbindung. Wer etwa von Fürth zum Nordostbahnhof fahren will, müsse "die stark ausgelastete U-Bahn-Verbindung über den Plärrer und Hauptbahnhof oder alternativ den vergleichsweise langsamen Ringbus nehmen", so Brehm.

Dieses Defizit sei in den vergangenen Jahren "immer wieder thematisiert und parteiübergreifend eine Durchbindung der Gräfenbergbahn über die Ringbahn nach Fürth ins Gespräch gebracht worden". Der Hintergedanke: Dadurch könnte der angedachte Campus für die Erziehungswissenschaften auf dem Ex-Schöller-Areal direkt ans Nahverkehrsnetz und zugleich der Hochschul- und Forschungsstandort auf dem AEG-Gelände angebunden werden. Dieses Vorhaben scheiterte bisher aber an der mangelnden Förderfähigkeit wegen zu hoher Kosten, "aber auch an der zurückhaltenden politischen Unterstützung der Staatsregierung", betont Brehm.

Verwaltung soll Gespräch mit Freistaat suchen

Da die Ringbahn-Trasse bereits jetzt regelmäßig für den Auftank-Verkehr der Gräfenbergbahn genutzt wird, gilt sie grundsätzlich als technisch befahrbar. Daraus folgert der hiesige SPD-Chef: "Wenn ein Komplettausbau durch den Freistaat derzeit nicht realisierbar ist, sollte er zumindest eine ,Express-Linie‘ von Fürth zum Nordostbahnhof ohne neue Haltepunkte prüfen lassen."

Bei entsprechender Nachfrage können später in einem zweiten Ausbauschritt neue Haltepunkte wie in Thon (mit Blick auf das Projekt "Neue Mitte") und weitere Vorhaben im Westen geschaffen werden. In einem Antrag hat nun die SPD die Verwaltung beauftragt, das Gespräch mit Freistaat, VGN und Bahn zur Realisierung einer "Ringbahn-Express-Linie" zu suchen.

 

 

 

"Ein großer Nutzen"

Baureferent Daniel Ulrich hält den SPD-Vorschlag für "überaus interessant". Die Linie habe einen "enormen Charme", da sie "einen großen Nutzen" habe und "schon heute machbar wäre" — inklusive einem Halt in Höhe der Rollnerstraße, früher "Nürnberg-Nord" genannt. Die "Express-Route" sei zwar nicht zum Nulltarif, aber vergleichsweise günstig zu realisieren, schätzt er.

Aus der Sicht von Vorstadtverein-Nord-Chef Tobias Schmidt greift der Antrag "eine schon viele Jahre gehegte und spannende Idee auf". Der Verein plädiere seit langem dafür, angesichts wachsender Stadtteile entlang der Strecke (speziell Wetzendorf und Thon) und der Perspektiven für das ehemalige Schöller-Gelände den Nutzen-Kosten-Faktor einer Ringbahnlinie neu zu bewerten.

Martin Burkert signalisiert Unterstützung

Schmidt sieht jedoch zwei Knackpunkte: "Erstens geht die Strecke durch mittlerweile dicht bebaute Wohnsiedlungen entlang der Kilianstraße und müsste mit erheblichen Lärmschutzmaßnahmen ausgestattet werden; zweitens müssen auch die Anlieger der Strecke etwas davon haben, also neue Haltestellen entlang der Route." Schmidt ist aber überzeugt: "Einer vertieften Prüfung" ist das Ganze auf jeden Fall wert.

Unterstützung signalisiert jedenfalls der SPD-Bundestagsabgeordnete und Bahnexperte Martin Burkert. Für eine Durchbindung zwischen dem Nordostbahnhof und Fürth über die Ringbahn sei eine neue Bedarfsanalyse notwendig. "Diese haben wir angesichts neuer städtebaulicher Entwicklungen im Nürnberger Norden vom Freistaat eingefordert, da wir von einem gestiegenen Bedarf ausgehen." Obwohl auch er vom Nutzen der Ringbahn überzeugt sei, "müsste der Lärmschutz auf einer solchen Trasse quer durch die Stadt durch neueste Technik gewährleistet sein". Burkert will sich bereits jetzt dafür einsetzen, "dass Infrastrukturmängel in Mittelfranken behoben werden und technisch bestmöglich nachgerüstet wird".

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