Viele Argumente für Musikunterricht

2.11.2014, 21:06 Uhr
Viele Argumente für Musikunterricht

© Roland Fengler

Ganz freiwillig kam Alexander Därr nicht auf den Namen seiner Musikschule. Als er sie 2009 gründete, konnte er nämlich hauptsächlich aus rechtlichen Gründen keine „Musikschule“ eröffnen. „Das ist in Bayern ein geschützter Begriff, und den Namen darf nur verwenden, wer eigene Räumlichkeiten vorweisen kann. Zudem werden Musikschulen staatlich gefördert“, erklärt er.

Heute aber ist der 38-Jährige froh, dass er sich damals für einen anderen Namen entschieden hat: „Musicantum-Akademie“. Obwohl das ein bisschen hochtrabend klingt, will Därr seine Einrichtung keineswegs als elitäre Musikschule verstanden wissen, sich damit aber trotzdem von anderen abheben. „Bei mir sollen Schüler nicht einfach nur ein Instrument lernen, sondern auch den tieferen Sinn und Nutzen von Musik begreifen“, sagt er.

Dazu setzt er auf gut ausgebildete Lehrkräfte und eine „profunde“ musiktheoretische Ausbildung, ohne die man Musik nicht richtig verstehen könne. Im Gegensatz zu vielen anderen Schulen bietet Därr auch Orgelunterricht an, weshalb seine Unterrichtsstunden meistens in Kirchen stattfinden. Eigene Räume zum Musizieren hat die Akademie noch nicht. Zudem hat sich Därr mit Hirnforschung beschäftigt und eine spezielle Übetechnik für seine Schüler entwickelt, mit der sie sich Stücke leichter einprägen sollen.

„Nach ungefähr drei Monaten kann man so auch komplizierte Werke auswendig spielen“, so Därr. Doch viele Kinder und Jugendliche kommen nicht nur zu ihm, um Klavier, Oboe oder Orgel zu lernen, sondern auch, um sich bei psychischen Problemen und Schulstress mit Musik therapieren zu lassen.

Obwohl er von seiner Lehrtätigkeit lebt, sieht sich Därr nicht als Unternehmer. „Ich mache das nicht primär, um Geld zu verdienen, sondern weil es mir Spaß macht“, sagt er. Ohnehin hat der 1976 in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) Geborene anfangs eher nebenher in seiner Freizeit musiziert und zunächst „etwas Gescheites“, nämlich eine Buchhändlerlehre, gemacht.

Glücklich wurde er damit allerdings nicht, deshalb entschied er sich 1997 für ein Studium an der Hochschule für Musik in Nürnberg. Schon während seiner Studienzeit gab er Klavier-Nachhilfe, 2009 ließ er sich dann als professioneller Musikpädagoge in Nürnberg nieder.

In der Stadt, so Därr, habe man es als selbstständiger Musiklehrer jedoch nicht leicht. Zwar sei ihm Konkurrenzdenken fremd, aber dennoch ist seine Musikschule bei weitem nicht die einzige in Nürnberg, die händeringend nach Schülern sucht. „Es wird hier immer schwerer, Jugendliche für Musik zu begeistern“, meint Därr.

Das Hauptproblem sieht er beim achtjährigen Gymnasium in Bayern verortet, das viele Jugendliche überfordere und ihnen kaum Zeit für sinnvolle Freizeitaktivitäten lasse. „Man raubt jungen Leuten damit ein Stück ihrer Jugend, sie können so kaum ihre Talente entfalten“, klagt er.

Großer Nutzen

Zum anderen kritisiert Därr, dass Kinder und Teenager immer weniger mit Kultur in Berührung kämen. „Heute sind Facebook oder Fernsehserien offenbar angesagter als ein Instrument zu lernen“. So richtig nachvollziehen kann er das nicht und zählt viele Argumente dafür auf, dass Musikunterricht mehr Nutzen hat als viele annehmen.

So würde der Unterricht das Sozialverhalten junger Leute positiv beeinflussen, ihre Kommunikationsfähigkeit erhöhen und einen wichtigen Beitrag zur persönlichen Entfaltung leisten. Könnte es aber auch sein, dass viele Väter und Mütter ihren Kindern gerne Musikunterricht ermöglichen würden, ihnen jedoch schlicht das Geld dazu fehlt?

Därr sieht ein, dass gerade für sozial schwächere Familien fast 100 Euro im Monat für Klavierstunden zu teuer sind. „Aber aus Erfahrung weiß ich, dass Leute, die wirklich ein Instrument lernen wollen, sich das nötige Geld dafür zusammensparen können.“ Musik ist Alexander Därr offenbar zu wichtig, als das man darauf verzichten könnte.

www.musicantum.de

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