Volksbad: Stadtrat will Weichen für Sanierung stellen

7.12.2018, 05:57 Uhr
Volksbad: Stadtrat will Weichen für Sanierung stellen

© Andreas Franke

Das Volksbad ist für viele Einwohnerinnen und Einwohner "eine Herzensangelegenheit", glaubt Bürgermeister Christian Vogel (SPD). Doch bislang wollten sich weder Stadtverwaltung noch Stadträte auf das finanziell riskante Wagnis einlassen, das Jugendstil-Bad wiederzubeleben. Im Herbst dieses Jahres, vor der Landtagswahl, änderten sich allerdings die Rahmenbedingungen nach langen Verhandlungen mit dem Freistaat. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sicherte der Stadt zu, dass Bayern 18 Millionen Euro für die Wiederbelebung des Volksbads zur Verfügung stellen würde.

"Ein solches Geschenk kann man nicht ausschlagen", sagte Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) damals. Und jetzt macht Bürgermeister Vogel, der seit Jahren um das Volksbad kämpft und für die Nürnberger Bäder zuständig ist, Ernst. In der Stadtratssitzung am 12. Dezember will er sich von den Stadträten grünes Licht für die nächsten Schritte geben lassen.

Jugendstil-Perle hat großes Potenzial

"Der erste Schritt wird dabei sein, die aktuelle Machbarkeitsstudie in eine reale Planungsgrundlage zu überführen. Auf dieser Grundlage, unter anderem mit vertieften und realen Kostenangaben, wird dann das weitere Vorgehen im Stadtrat zum Beschluss vorgelegt", erläutert Vogel. Das letzte Wort wird also erst dann gesprochen, wenn ganz konkrete Pläne und Zahlen vorliegen.

Das Jugendstil-Juwel am Plärrer liegt seit 24 Jahren brach. Eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2016 kam zum Ergebnis, dass eine Wiederbelebung des Volksbads als öffentliches Schwimmbad mit Sauna bei passendem Ausbau und zeitgemäßer Sanierung durchaus möglich wäre. Die Investitionskosten wurden auf einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag beziffert. Vogel ist denn auch fest davon überzeugt, dass die Jugendstil-Perle großes Potenzial hat. Es gebe in der Stadt Bedarf für ein weiteres städtisches Hallenbad. "Für die Stadtteile im bevölkerungsreichen Nürnberger Stadtwesten ist bekanntermaßen kein Hallenbad vorhanden", heißt es in der Vorlage für die Stadträte.

Im Westen fehlt ein Bad

Außerdem wächst die Stadt. Und das tut sie gerade auch im Westen, wo auf dem Quelle-Gelände, im Tiefen Feld in Großreuth bei Schweinau oder in Wetzendorf zum Beispiel neue Wohnquartiere entstehen. "Durch diese Entwicklung wird der Kreis potenzieller Nutzerinnen und Nutzer für das Volksbad weiter steigen."

Auch fürs Schulschwimmen könnte ein wiedereröffnetes Volksbad hergenommen werden, so Vogel mit Verweis auf die steigenden Schülerzahlen. Und Sportvereine könnten das Bad nutzen. Aber nicht nur diese: "Neben den zusätzlichen Schwimmmöglichkeiten planen wir einen Wellnessbereich wie im Langwasserbad und dem Südbad", ergänzt der Bürgermeister. "Wellness und Erholung ist ein wichtiger Trend in der Bevölkerung, dem wir damit Rechnung tragen wollen." Die Eintrittspreise sollen übrigens einmal genauso hoch sein wie bei den anderen städtischen Bädern.

Das wiedereröffnete Bad soll nach Ansicht des Bürgermeisters aber nicht nur Schwimmerlebnisse ermöglichen, sondern auch das Quartier darum herum aufwerten. Die umliegenden Flächen und angrenzenden Gebäude und Nutzungen sollen in das Gesamtkonzept einbezogen werden. Es sollte untersucht werden, so Vogel, wie das Umfeld städtebaulich aufgewertet werden kann. Das Gebiet sollte seiner Meinung nach dafür in das Stadterneuerungsgebiet Weststadt einbezogen werden.

Stadträte wollen über Pläne diskutieren

Der Weg dorthin? Vogel hält es angesichts der Größe des Projekts, seiner stadtpolitischen Bedeutung und seiner Komplexität für nötig, ein Projektteam beim städtischen Eigenbetrieb NürnbergBad einzurichten. NürnbergBad soll Bauherr sein und die Verantwortung für die Planung selbstständig tragen. Vogel will dafür auch mehr Personal, eine neue Stabsabteilung mit Leitung und zwei, eventuell drei Mitarbeitern.

Vogel warnt jedoch auch, dass bei aller Notwendigkeit für zusätzliche Schwimmflächen im Nürnberger Westen, bei einer strategisch wichtigen Entscheidung der Stadtentwicklung an dieser Stelle und der finanziellen Beteiligung durch den Freistaat nicht vergessen werden dürfe, dass die Wiederbelegung des Volksbads "mit erheblichen finanziellen Aufwendungen durch die Stadt Nürnberg verbunden" ist. Er sehe genau das aber auch als große Chance. Es könnte "ein Volksbad für alle" entstehen; ein Bad, bei dem "viele Nürnbergerinnen und Nürnberger der nächsten Generationen wieder sagen können: ,Dort habe ich das Schwimmen gelernt‘."

Am Mittwoch diskutieren die Stadträte über diese Pläne. Sollte alles so kommen, wie von Vogel geplant, dann könnten im ersten Quartal 2020 die Vorplanungen und die Kostenschätzung im Stadtrat vorgestellt werden.

9 Kommentare