Vom bunten Treiben in Wöhrd ist nichts geblieben

4.9.2015, 20:13 Uhr
Vom bunten Treiben in Wöhrd ist nichts geblieben

© Dominik Heinz

Fünf Störche stehen in einem rechteckigen Becken nahe beisammen. Sie blicken über eine T-förmige Kreuzung, ein paar Baumscheiben und eine Kirche. Bereits seit 2000 steht der „Storchenbrunnen“ im Zentrum von Alt-Wöhrd und erinnert an das Wöhrder Storchenpaar Hänsel und Gretel. Bereits ab 1950 nistete das Vogelpaar regelmäßig im Viertel, verrät eine inzwischen schwer zu entziffernde Tafel neben dem Brunnen.

Seit 1965 steht das Becken hier. Der Bildhauer Karl Reidl gestaltete die bronzenen Figuren, gegossen wurden sie in der Erzgießerei Christoph Lenz in Nürnberg. Genau genommen steht der Brunnen mit den drei ungleichen Fontänen in der Wöhrder Hauptstraße. Die Anschrift Weinickeplatz ist eine gepflasterte Straße hinter der Bartholomäuskirche. Hier ist das Pfarramt zu Hause, ein paar Parkplätze liegen im Schatten des Gotteshauses. Seit 1993 trägt der Platz den Namen des ehemaligen Pfarrers Hans Weinicke. „Man nennt ihn auch den Vater von Wöhrd“, sagt Hannes Ostermayer. Der heutige Geistliche der evangelischen Gemeinde Sankt Bartholomäus weiß: „Weinicke war 42 Jahre lang Pfarrer und vor allem während des Krieges und des Wiederaufbaus der Kirche eine wichtige Figur für die Gemeinde.“

Gleich zweimal wurde das Gotteshaus zerstört. Das erste Mal im Markgrafenkrieg und das zweite Mal im Zweiten Weltkrieg, so Pfarrer Ostermayer. „Deshalb hat die Kirche auch zwei Fassaden“, sagt er. Die Seite zum etwas versteckt gelegenen Weinickeplatz ist mit rotem Klinker verkleidet. Die südlich Front besteht aus Sandstein und ist dem Aussehen vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nachempfunden.

Die Fläche vor der Bartholomäuskirche war früher ein Marktplatz und das Zentrum des Viertels. Seit der vollständigen Zerstörung des Stadtteils im Jahr 1945 und dem darauffolgenden Wiederaufbau ist der Platz vor der Kirche mehr Kreuzung als Stadtteilzentrum.

Fünf Blumenkübel

Dabei strebt der Vorstadtverein Wöhrd bereits seit mehr als 20 Jahren eine Erneuerung des Platzes an. Die teilweise erfolgte Verkehrsberuhigung war dabei der erste Schritt in die richtige Richtung. Doch die fünf Blumenkübel und ein paar Absperrungen sind bislang die einzige umgesetzte Maßnahme. „Es ist immer noch ein Provisorium“, sagt Angelika Weikert. Die SPD-Landtagsabgeordnete machte sich während ihrer Zeit als Stadträtin für eine Erneuerung der Fläche stark. „Jeder Platz sollte dem Freizeitverhalten dienen. Die Leute sollten sich dort aufhalten können und kommunizieren“, sagt sie.

Bereits im Jahr 2010 haben sich Architektur-Studenten der Ohm-Hochschule im Zuge ihrer Diplomarbeiten mit der Platzerneuerung befasst. Die Pläne umfassten eine Vergrößerung des Platzes, eine geänderte Verkehrsführung, neue Bepflanzung und ein Café im Zentrum der Fläche. Doch diese Pläne verschwanden in einer Schublade der Stadt — es fehlt schlichtweg das Geld für die Umsetzung.

Pfarrer Hannes Ostermayer begrüßt die Ideen der Studenten. Er wünscht sich, dass die Fläche vor der Kirche wieder ein Treffpunkt und eine Begegnungsstätte für die Anwohner wird. „Einmal im Jahr beim Adventsmarkt schaffen wir das. Da haben wir eine ganz tolle Atmosphäre.“ Ein regelmäßiger Wochenmarkt wäre in den Augen des Vorstadtvereins eine Bereicherung.

Zwar gibt es vor der Kirche einen Thai-Imbiss, einen Bäcker und eine Gaststätte mit Sitzgelegenheiten im Freien, doch außer deren Gästen hält sich kaum jemand am Platz auf. Ab und zu kreuzt ein Radfahrer die Straßen, in regelmäßigen Abständen setzt der Bus Passagiere an der Haltestelle Wöhrd ab. Der (zugegebenermaßen ruhige) Verkehr und die Straßen dominieren den Platz.

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