Vom steilen Aufstieg der Messe Nürnberg

19.12.2014, 13:07 Uhr
Vom steilen Aufstieg der Messe Nürnberg

© Nürnberg Messe/Bischof & Broel

Diese historischen Ereignisse „haben sich am Ende als Turbolader für unser Ge­schäft erwiesen“. Das Unternehmen profitierte immens von dem politi­schen Paradigmenwechsel, durch den Nürnberg letztlich ins Zentrum eines gemeinsamen Europas gerückt ist.

Das belegt nicht zuletzt die Ent­wicklung des Umsatzes. Der lag 1989 bei 15,6 Mio. €, heuer sind es nach vor­läufigen Zahlen 230 Mio. € — das fast Fünfzehnfache und das zweitbeste Ergebnis in der 40-jährigen Firmenge­schichte. Die Zahl der Beschäftigten hat sich in diesem Zeitraum von 66 auf rund 600 verneunfacht. „Das heißt, wir sind nicht nur deutlich ge­wachsen, sondern sind auch deutlich effizienter geworden“, unterstrich Fleck.

Hilfe für den Club

Für die Leistungsfähigkeit und -be­reitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter führte Co-Chef Ottmann gleich ein Beispiel an: „Der 1.FC Nürnberg fragte kurz vor seiner Jah­reshauptversammlung in diesem Sep­tember an, ob wir ihm nicht mit der Frankenhalle aushelfen könnten“ – es hatten sich zu dem Treffen so viele Teilnehmer angesagt, dass die ur­sprünglich gebuchte Meistersinger­halle nicht ausgereicht hätte. Das Nürnberg Messe-Team konnte helfen: „Unsere Leute haben die Ärmel hoch­gekrempelt und in 24 Stunden den Rahmen dafür geschaffen, dass über 2000 Club-Mitglieder am nächsten Tag über Wohl und Wehe des Auf­sichtsrats abstimmen konnten“, be­richtet Ottmann stolz, verbunden mit einem dicken Generallob an die Beleg­schaft.

Gesehen hat die Frankenhalle, die heuer den 30. Geburtstag feierte, be­reits einiges. Die Höhepunkte sind im hauseigenen Goldenen Buch verewigt, einem richtig dicken Wälzer. Udo Jür­gens und Tina Turner haben in dem Gebäude ihr Publikum gefunden, ebenso Willy Brandt und Franz-Josef Strauß, um nur einige illustre Namen zu nennen. Die Wirtschaft ist hier ohnehin präsent. Siemens hatte vor kurzem für die Elektronikschau SPS/IPC/Drives in der Frankenhalle seinen weltweit größten Messestand aufgebaut.

In den vergangenen vier Jahrzehn­ten hat die Nürnberg Messe, deren Hauptgesellschafter die Stadt Nürn­berg und der Freistaat Bayern sind, rund 765 Mio. € investiert. Das Gros floss in den Ausbau des Standorts in Langwasser: Die Ausstellungsfläche ist von anfangs 60000 Quadratmeter auf 170000 Quadratmeter gewachsen, die Zahl der Hallen von neun auf jetzt 15. Die gute Auslastung des Geländes und der Ehrgeiz der fränkischen Mes­semacher lassen darauf wetten: Die in diesem Jahr eingeweihte Halle 3A mit rund 9000 Quadratmetern ist nicht das letzte Neubauprojekt gewesen.

Ein X von zehn Millionen

Fertig sind die Nürnberger ohnehin nie: Vor allem in die Hallen der ersten Stunde muss weiter investiert werden — auch wenn sie nach wie vor „gut funktionsfähig sind“, wie Fleck ver­sichert. Mit einem Umsatzrekord kann die Messegesellschaft in diesem Jahr nicht aufwarten. Zwar ist in den gera­den Jahren der Veranstaltungskalen­der turnusgemäß generell am besten gefüllt, sie sind deshalb die umsatz­stärkeren Jahre. Es gibt jedoch Aus­nahmen: So pausiert heuer mit der Verpackungsschau Fach Pack ein Schwergewicht, und das macht sich beim Umsatz bemerkbar. Den hatte das Führungsduo im Sommer auf „220 Mio. € plus X“ taxiert — das X beträgt den vorläufigen Zahlen zufol­ge zehn Mio. €. Zum Gewinn machten Ottmann und Fleck keine konkreten Angaben und vertrösteten auf die Bilanzpressekonferenz.

Rund ein Zehntel ihres Umsatzes, der erklärtermaßen weiter wachsen soll, erwirtschaftet die Nürnberg Mes­se derzeit im Ausland. Von der interna­tionalen Präsenz profitiert auch der Heimatstandort: Sie führt zusätzliche Aussteller und Besucher nach Fran­ken. Das Selbstverständnis des Unter­nehmens, das hier fest verwurzelt ist, beschreibt Fleck so: „In Nürnberg ge­boren, in Europa aufgewachsen und heute in der Welt zu Hause.“

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