Vor Schulen: Das Elterntaxi ist nicht zu bremsen

6.10.2017, 08:28 Uhr
In der Regel sind die Schulwege für die Kinder gut zu bewältigen. Doch Eltern, die verbotenerweise halten oder parken, gefährden die Sicherheit der Kleinen. Mit einem Mal herrscht das Chaos und die Situationen sind unüberschaubar.

© Foto: ADAC/Stefanie Aumiller In der Regel sind die Schulwege für die Kinder gut zu bewältigen. Doch Eltern, die verbotenerweise halten oder parken, gefährden die Sicherheit der Kleinen. Mit einem Mal herrscht das Chaos und die Situationen sind unüberschaubar.

Unterhalten sich zwei Mütter von Grundschulkindern über den täglichen Schulweg. Sagt die eine: "Also, mein Sohn läuft früh in die Schule." Darauf die andere: "Echt? Ich fahre meine Tochter. Laufen wäre mir viel zu unsicher - wo doch morgens die ganzen Eltern auf den Straßen rund um die Schule unterwegs sind."

Dieser Witz wird unter Lehrern, Polizisten und besonnenen Eltern aktuell gern zum Besten gegeben. Nicht nur ein Fünkchen Wahrheit steckt darin, sondern gleich eine ganze Flamme.

Schon bei der Einführungsveranstaltung für die Erstklässler wiederholten die Polizisten mehrmals den Appell an die Eltern, doch bitte die Kinder zur Schule laufen zu lassen. Baureferent Daniel Ulrich, selbst Vater von Schulkindern, betont bei jeder Bürgerversammlung, wenn das Gespräch auf das Thema Schulwegsicherheit kommt: "Lassen Sie das Auto stehen. Kinder müssen lernen, den Weg selbst zurückzulegen." Mit demselben Tenor geben auch die Nürnberger Grundschulen Rundschreiben an die Eltern mit - gefruchtet hat dies alles bislang wenig.

An der Scharrerschule etwa, in der Scharrerstraße, wo vor wenigen Wochen die diesjährige offizielle Einführungsveranstaltung der Stadt über die Bühne ging, ist zwischen 7.45 und 8 Uhr das perfekte Chaos zu beobachten. So gestaltet sich das tägliche Schauspiel: Eltern stehen mit Warnblinkanlage in zweiter Reihe, wegen einer Engstelle kommen nachfolgende nicht durch. Nervös trommeln die ausgebremsten Drive-in-Eltern auf die Hupe. "Alle sind gestresst, die Kinder müssen in die Schule, die Eltern zur Arbeit, Schulkinder wühlen sich dazwischen durch - das wirkt wie kurz vor der Eskalation", stellt ein Beobachter fest.

Diese Szenen sind kein singuläres Problem der genannten Schule - sie lassen sich schablonenartig an fast jede Nürnberger Schule übertragen. Ein Dauerproblem gab es bekanntermaßen an der Wandererschule. Auch an der Zufahrt Knauerschule gibt es, wie ein Leser mitteilt, riskante Situationen: Die Knauerstraße ist mit haltenden Fahrzeugen blockiert, selbst im absoluten Halteverbot.

Alte Verhaltensmuster

Schulleiter Markus Schmeiser betont, dass der Großteil der Schülereltern vernünftig sei. Es gebe jedoch einen geringen, aber konstanten Teil, der sich da als resistent erweise. Eine signifikante Zunahme im Vergleich zum Vorjahr kann Polizeisprecher Christian Dassler nicht feststellen. Aber das Niveau werde durchaus gehalten. "In der ersten Woche geht es immer noch, aber dann reißt es wieder ein", stellt er fest.

Die Polizei überwacht nach eigenen Angaben im Rahmen des Streifendienstes die Situation an den Schulen, mit Strafen müssen die regelwidrig haltenden Mamas und Papas rechnen. "Jeder denkt, ich halte ja nur kurz", sagt Dassler. Aber die Masse mache dann das gefährliche Chaos.

Wie hartnäckig die Chauffeure sind, zeigt die Aussage einer Lehrerin, die namentlich nicht genannt werden will. Vor einem Jahr schrieben die Nürnberger Nachrichten am 1. April - das Datum ist entscheidend -, dass man den An- und Abfahrtverkehr der Elterntaxis nicht in den Griff bekomme. Nun werde ein neuer Ansatz verfolgt: Nürnbergs erste Drive-in-Schule. "Damals dachte nicht nur ich, dass es nun wirklich so weit ist ..."

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