"Warnschuss": 52-Jähriger attackierte Polizisten mit Armbrust

28.4.2015, 10:36 Uhr
Mit einer Armbrust soll ein 52-Jähriger in Erlangen auf einen Polizisten geschossen haben. Nun muss er sich vor Gericht verantworten,

© colourbox.com Mit einer Armbrust soll ein 52-Jähriger in Erlangen auf einen Polizisten geschossen haben. Nun muss er sich vor Gericht verantworten,

Es war 18.30 Uhr, als Hanna  B. (Name geändert) am 5. November in der Erlanger Rennesstrasse ihre Wohnungstür aufsperren wollte - da blickte die Studentin (21) plötzlich auf eine Armbrust. Ihr Nachbar zielte auf sie. Als sich der Mann in seine Wohnung zurückzog, wählte sie den Notruf.

Eine Streife kam, doch die Beamten versuchten vergeblich, mit dem Mann Kontakt aufzunehmen. Eine Spezialeinheit wurde gerufen, die Tür musste mit Gewalt aufgebrochen werden.  Da schoss er - der Bolzen der Armbrust traf einen Beamten in der Brust. Nur dank seiner Schutzkleidung blieb er unverletzt.

Ein halbes Jahr später wirft Staatsanwalt Peter Adelhardt dem Erlanger Schützen versuchten Totschlag vor, der 52-Jährige gilt als psychisch gestört, er kam an jenem Novembertag  vorläufig in die forensische Psychiatrie. Nun sitzt der 52-Jährige vor der Schwurgerichtskammer und weist die Vorwürfe von sich.

Er habe die Armbrust, diese sei gesichert gewesen, gegen die Decke im Hausflur gerichtet. Überhaupt sei er nur in den Flur getreten, weil er Geräusche im Hausflur gehört habe. Seine Nachbarin Hanna B. will er überhaupt nicht gekannt haben, der "Publikumsverkehr" in dem Mietshaus habe "ständig gewechselt". Mit einer anderen Nachbarin habe er sich wenige Tage vorher gestritten - in deren Wohnung sei so laut gebohrt worden. 

"Nur ein Warnschuss"

Außerdem sei ein Schäferhund häufig zu Besuch in das Haus gekommen, schildert er vor Gericht. Was das Tier mit den Anklagevorwürfen zu hat, kann er nicht beantworten. Er gibt zu, dass er misstrauisch ist, doch dies habe seinen Grund: Zwei Monate vor der Tat sei in seiner Wohnung eingebrochen worden.

Als ihn die Polizei an jenem 5. November aufforderte, die Tür zu öffnen, sei ihm kein Grund genannt worden. Woher hätte er wissen sollen, ob es wirklich die Polizei war? Einen Zusammenhang damit, dass sich seine Nachbarin kurz vorher von ihm und seiner Armbrust bedroht gefühlt haben könnte, sah er nicht. Vielleicht "eine Denkblockade", meint er heute. Er habe sich an jenem Abend, bewaffnet mit seiner Armbrust,  im Bad eingeschlossen und dort aus dem Fenster in den Vorgarten geblickt. Kurzzeitig versuchte er, sich mit einem Bergsteigerseil aus dem Fenster abzuseilen, doch er gab auf.

Da tat es einen "Mordsschlag", sagt er, die Tür zu seiner Wohnung sei aufgeflogen. Schockiert wollte er "einen Warnschuss abgeben", so der Angeklagte, er habe "in die Luft geschossen".

Urteil wird am Mittwoch erwartet

Tatsächlich brachen die Beamten erst die Tür zu seiner Wohnung, dann die Tür zum Badezimmer auf.  Neben der Armbrust hatte der Mann auch eine Harpune, dabei verbot ihm die Stadt Erlangen bereits vor Jahren den Besitz von Waffen. Vor Gericht erklärt er, dass er einen Tauchurlaub plante und nur deshalb die Harpune angeschafft hatte.

Seine Nachbarin, die als Soldatin bei der Bundeswehr studiert, schildert einen Mann, der ihr immer wieder unfreundlich begegnete, immer wieder gegen die Wände schlug und erst einige Tage vor dem Vorfall unverständliches Zeug in seiner Wohnung schrie.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der 52-Jährige unter einer paranoiden Schizophrenie litt und hält ihn für gemeingefährlich. Der Ankläger strebt daher an, dass der Mann in einem forensichen Krankenhaus untergebracht wird.

Um zu beurteilen, was der Betroffene denkt, fühlt und will, nimmt auch ein psychiatrischer Gutachter an dem Prozess teil. Mit einem Urteil wird am Mittwoch, 29. April, gerechnet. 

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