Warum die Nürnberger Altstadt immer "jünger" wird

21.2.2018, 05:25 Uhr
Junge Menschen, die in der Altstadt leben, haben andere Bedürfnisse als ältere Menschen. Wegen des demografischen Wandels wurde ein "integriertes Stadtentwicklungskonzept" vorgeschlagen.

© Eduard Weigert Junge Menschen, die in der Altstadt leben, haben andere Bedürfnisse als ältere Menschen. Wegen des demografischen Wandels wurde ein "integriertes Stadtentwicklungskonzept" vorgeschlagen.

Immer mehr Single-Haushalte und Studenten: Das sind auffallende Eckpunkte in der Sozialstatistik für die Altstadt, die auch aus der Sicht von Oberbürgermeister Ulrich Maly für einen gewissen Handlungsbedarf sprechen. Laut der städtischen Statistik für 2017 liegt die Zahl der Single-Haushalte in St. Lorenz bei 71,2 Prozent, in St. Sebald bei 69,8 Prozent - der Durchschnitt für ganz Nürnberg beträgt 50,1 Prozent.


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Ebenso auffällig ist die Altersstruktur: Der Anteil der 18- bis 30-Jährigen in der Altstadt beträgt 29,9 Prozent in St. Lorenz und 27 Prozent in St. Sebald - stadtweit weisen die Zahlen von 2017 einen Anteil der "Studenten"-Gruppe von lediglich 16,9 Prozent aus. Auch bei den 30- bis 45-Jährigen liegen die beiden Altstadtviertel mit je 28,5 Prozent deutlich über dem Gesamtstadt-Schnitt von 21,3 Prozent.

Gegenläufig ist derweil seit vielen Jahren der Trend bei den anderen Altersgruppen: Der Anteil der Null- bis 18-Jährigen beträgt nur rund 7,5 Prozent (stadtweit: 15,2 Prozent), bei den 45- bis 65-Jährigen sind es rund 21 Prozent (stadtweit: 26,8 Prozent), über 65 Jahre alt sind rund 14 Prozent der Altstadtbewohner, stadtweit liegt der Anteil bei 19,8 Prozent. Die fortschreitende Verjüngung der Altstadt hält SPD-Stadträtin Christine Kayser, die selbst in der Altstadt wohnt, für "auffällig". Wegen des Wandels hält sie ein "integriertes Stadtentwicklungskonzept" für notwendig, indem insbesondere nach zusätzlichen Flächen und Treffpunkten unabhängig von kommerziellen Einrichtungen gesucht wird. Projekte wie der neue Pocket-Park in der Nonnengasse oder attraktive Flächen an der Pegnitz - wie auf der Insel Schütt oder seit kurzem neben der Hallertorbrücke beim Kontumazgarten - seien ebenso beispielhaft wie die urbanen Gärten beim Heugäßchen.

"Wichtig ist, dass Bewegung drin ist"

Grundsätzlich positiv empfindet es Wirtschaftsreferent Michael Fraas, dass in der Nürnberger Altstadt mit rund 7800 Bewohnern (Tendenz: steigend) noch viele - im Gegensatz zu manch anderen Metropolen - wohnen. "Wichtig ist, dass Bewegung drin ist", findet er. Ein Beitrag für die Altstädter sei nicht zuletzt die vorgesehene Weiterentwicklung des Wochenmarktes am Hauptmarkt, betont Fraas. Diese Maßnahme lobt auch Elisabeth Most, Vorsitzende des Altstadt-Bürgervereins Sie begrüßt zudem die Projekte, die eine Aufwertung mit sich bringen - ob der Neubau am Augustinerhof, das "Haus des Spielens" im Pellerhaus oder das künftige Jugendhaus im Herrenschießhaus.

Trotz des unübersehbaren demografischen Wandels in der Altstadt sei noch eine "heterogene Altersstruktur" vorhanden. Most hat jedoch die Befürchtung, dass künftig verstärkt Erbengemeinschaften ihre Altstadtimmobilie an Investoren verkaufen. Schon jetzt beobachtet sie, dass hier gegenwärtig in den kleinen Altstadtwohnungen neben Studenten und Singles auch Manager von großen Firmen temporär wohnen. Deshalb fürchtet sie langfristig um die "Identifikation mit der Altstadt".

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