Was soll das? VAG hängt die Nürnberger Südstädter ab

1.12.2017, 16:30 Uhr
Was soll das? VAG hängt die Nürnberger Südstädter ab

© Foto: Stefan Hippel

Mit dem Fahrplanwechsel ordnen die Verkehrsbetriebe am  Samstag im Nürnberger Südosten die Straßenbahnlinien neu. Man muss sich folglich an neue Zahlen gewöhnen: Die Linie 8 führt künftig von Erlenstegen über den Hauptbahnhof bis zum Dokuzentrum — durch den neuen Süd-Ast wird die bisherige Linie 9 ersetzt; ab Dokuzentrum wird die Linie 8 zur Linie 6 und fährt zum Westfriedhof. Durch die Umstellung bei der "8er" entsteht die neue Linie 7, die vom Hauptbahnhof zur Tristanstraße verkehrt.

Das klingt auf den ersten Blick in sich schlüssig, doch vor allem rund um die Tristanstraße im Stadtteil Hummelstein sind die Bewohner verärgert, denn die VAG lässt die "7er" von Montag bis Samstag nur bis 20 Uhr, und nur im 20-Minuten-Takt rollen, an Sonn- und Feiertagen fährt überhaupt keine Bahn mehr.

Was soll das? VAG hängt die Nürnberger Südstädter ab

© VAG

Die Anwohner sind verständlicherweise verärgert, die VAG verweist auf andere Haltestellen. Als Erklärung sagt Pressesprecherin Elisabeth Seitzinger: "Die Anbindung des Gebietes ist über die Haltestellen Wodanstraße der Straßenbahnlinie 8 (circa 300 Meter entfernt) sowie über die Haltestelle Hiroshimaplatz der Buslinien 45 und 65 gut erschlossen. Die Erschließung entspricht den Vorgaben durch den Nahverkehrsplan der Stadt Nürnberg." Die Anbindung von Montag bis Samstag sei sogar "über dem empfohlenen Standard", erklärt Seitzinger mit Verweis auf den Nahverkehrsentwicklungsplan, wo im Kernbereich der Stadt Einzugsradien um die Haltestellen von 300 Metern für Busse und 400 Metern für die Straßenbahnbahn vorgesehen und zulässig seien.

Ganz anders sehen das Anwohner wie Hartmut Wendt, der das Ausdünnen des Angebots nicht nachvollziehen kann, weil dieser Schritt letzten Endes wieder "den Autoverkehr verstärkt". Er verweist dabei auch auf den benachbarten Nürbanum-Komplex, an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und das Zollamt um die Ecke sowie auf viele Geschäfte und nicht zuletzt auf das Förderzentrum am Jean-Paul-Platz. Wendt findet: "So werden Berufstätige, Ältere und oft behinderte Patienten, minderjährige Schüler, Anwohner und Kunden benachteiligt."

"Ein Schildbürgerstreich"

Ähnlich kritisch sieht Heidi Regler die VAG-Pläne, die sie insbesondere mit Blick auf die Barrierefreiheit für einen "Schildbürgerstreich" hält. Gerade für ältere und gehbehinderte Menschen würden deutlich längere Fußwege zu einer Haltestelle gravierende Folgen haben. Ihnen werde künftig "die Teilnahme am sozialen Leben verwehrt", betont Regler. Die "schrittweise Abhängung und Ausgrenzung des Viertels" kann sie nicht nachvollziehen. Die jüngste VAG-Kampagne "Abo statt Auto" hält sie "für einen Witz".

Auch Andrés Martin hält die Strategie mit einem 20-Minuten-Takt für die Linie 7 und Null-Angebot ab 20 Uhr für ein schlechtes Argument fürs Umsteigen auf den Nahverkehr. Er konstatiert: "Die VAG kann nur die Preise anheben und Leistungen kürzen, ist das so gewollt vom Stadtrat?"

Bei den Verkehrsbetrieben ist laut Seitzinger "bisher nur eine Beschwerde" bekannt. Trotzdem verspricht sie: "Wir werden die Entwicklung der Linie 7 beobachten und das Angebot dann nochmals überprüfen."

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