Wegen Katzenbabys: Ausnahmezustand in Nürnbergs Tierheim

22.7.2018, 05:48 Uhr
Wegen Katzenbabys: Ausnahmezustand in Nürnbergs Tierheim

© Jutta Backert-Isert

Grundsätzlich hat nur die Pflegerin Zutritt zur Kinderstube. In seiner Fernsehsendung "Haustier sucht Herz" beabsichtigt Moderator Jochen Bendel aber, die Katzenbabys im Tierheim an der Stadenstraße vorzustellen. Und für den Dreh darf der Kameramann, besprüht mit Desinfektionsmittel, ausnahmsweise zu den Kleinen. Kaum sitzt er auf dem Boden streicht Little John mutig um seine Füße herum.

Little John ist eines der 60 Katzenbabys, die derzeit das Tierheim bevölkern. "Und es werden täglich mehr", sagt Leiterin Tanja Schnabel. In diesem Jahr sei die Zahl besonders groß. Eine Erklärung für diese Entwicklung gebe es nicht. Jedenfalls sei der Notdienst des Tierheims massiv gefordert. In Little Johns Kinderzimmer ist eine Mutterkatze für insgesamt acht – eigene sowie "adoptierte" – kleine fellige Racker zuständig.

Die sogenannten Flaschenkinder kommen ohne Mutter an. Sie sind im Allgemeinen zwischen zwei und fünf Wochen alt und müssen anfangs auch nachts im Abstand von zwei Stunden die Flasche bekommen. "Die gehen mit der Pflegerin nach Hause", sagt Schnabel. Geimpft werden die vorher entwurmten Katzenbabys, wenn sie acht Wochen alt sind. Und erst dann werden sie vermittelt und zwar ausschließlich in Innenhaltung, betont die Tierheimleiterin. Andernfalls sei die Gefahr für die Kleinen zu groß, zu Schaden zu kommen.

Geldnot ist permanente Herausforderung

Damit sichergestellt ist, dass sie in gute Hände kommen, finden Vermittlungsgespräche statt. Interessenten werden außerdem darüber aufgeklärt, was sie erwartet, wenn sie ein Katzenbaby aufnehmen. "Das kann schon mal was kaputt machen", weiß Schnabel. Die Vermittlungsgebühr beträgt 119 Euro. Die Kosten für Unterbringung, Betreuung, Impfungen und Untersuchungen durch den Tierarzt so wie das Chippen seien damit bei weitem nicht gedeckt. Geld für die vielfältigen Aufgaben aufzutreiben, sei daher eine permanente Herausforderung für das Tierheim.

Der Allgemeinzustand heimatloser Katzen ist, wie die Tierheimchefin unterstreicht, meist äußerst schlecht; und sie sind in vielfacher Weise gefährdet. Wild geborene Katzenwelpen stürben zum Teil jämmerlich. Um das Elend einzudämmen, müssten insbesondere freilaufende männliche und weibliche Katzen kastriert werden, möglichst schon im Alter von sechs Monaten. Eine Wesensveränderung ist laut Schnabel nicht zu befürchten, im Gegenteil: Kätzinnen, die während der Rolligkeit – der Paarungsbereitschaft – ihrem hormonell bedingten Fortpflanzungstrieb nicht nachkommen können, sind extrem gestresst. Das entfällt mit dem Entfernen der Eierstöcke. Beim Kater werden die Hoden entfernt. Untersuchungen belegen, dass kastrierte Katzen im Vergleich zu unkastrierten Artgenossen doppelt so alt werden können.

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