Wegen neuer Bauprojekte: Cramer-Klett-Park in Gefahr

27.5.2018, 12:46 Uhr
Seit 1991 steht die stählerne und bei Sprayern ziemlich beliebte "Säulenwand" im südwestlichen Teil des Cramer-Klett-Parks. Bis hierhin sollten erste Neubaupläne neben dem früheren Postscheckamt an der Keßlerstraße gehen.

© Eduard Weigert Seit 1991 steht die stählerne und bei Sprayern ziemlich beliebte "Säulenwand" im südwestlichen Teil des Cramer-Klett-Parks. Bis hierhin sollten erste Neubaupläne neben dem früheren Postscheckamt an der Keßlerstraße gehen.

Wenn es nach dem Bauherrn ginge, würde der Cramer-Klett-Park ein deutliches Stück beschnitten werden. Nach dem Baulinienplan von 1958, der auf Absprachen von Stadt und Deutscher Post mit Blick auf das Postscheckamt an der Keßlerstraße zurückgeht, könnte die Grünfläche bis zur "Säulenwand"-Plastik bebaut werden. Entsprechend hat die Helmut Schmelzer Gruppe vergangenes Jahr einen Vorbescheidsantrag eingereicht. Dieser sah den Erhalt des Rechenzentrum-Gebäudes, um das es anno 1982/1983 einen heftigen Streit wegen der Missachtung von Auflagen gegeben hatte, und den Anbau eines achtgeschosssigen Wohngebäudes vor. In einem zweiten Antrag ging es um den Neubau eines Labor-, Verwaltungs- und Wohngebäudes.

Die Stadtverwaltung war von dem Vorhaben nicht begeistert, weil sie der Zielsetzung des Bebauungsplans Nr. 4647 entgegenlaufe, die bestehenden Grünflächen als "öffentliche Grünfläche — Parkanlage" zu sichern. Das Verfahren dafür war vom Stadtplanungsausschuss am 18. Mai 2017 eingeleitet worden. Da dieser Bebauungsplan noch nicht rechtskräftig ist, drängte das Baureferat im Juli 2017 auf eine Veränderungssperre, wie Stadtplanungsamtsleiter Siegfried Dengler betont.

Zeit für Kompromiss

Das Ziel lautete: Die zwei Vorbescheidsanträge sollten "unmöglich gemacht beziehungsweise wesentlich erschwert werden". Mit Zustimmung der Stadträte hat die Stadt nun zwei Jahre Zeit gewonnen, um für den Bereich, der an die Keßlerstraße und den Keßlerplatz grenzt, zu einem Kompromiss zu kommen. Laut Dengler heißt das für die Gespräche mit der Firma Schmelzer: "Mit möglichst viel Rücksicht auf den Park eine vernünftige Ausnutzung des Privatgrundstücks Schmelzer und eine möglichst gute städtebauliche Lösung" zu erzielen.

Wie heiß das Thema gehandelt wird, zeigt zum einen, dass die architektonische Gestaltung nur im nichtöffentlichen Teil des Baukunstbeirats behandelt wurde und dessen Stellungnahme "verwaltungsintern nicht abschließend gewürdigt ist", wie Dengler mitteilt. Zum anderen will Helmut Schmelzer trotz mehrfacher Anfrage des Stadtanzeigers zum Bauprojekt Cramer-Klett-Park keine Stellungnahme abgeben.

"Maßvolle Teilbebauung"

Einen "Plan B" soll es geben. Baureferent Daniel Ulrich hofft auf einen Weg, der "am Ende eine sehr maßvolle, aber hohe Teilbebauung am 'Tor' zum Keßlerplatz" heißen könnte — mit der Folge, dass der Parkzugang im Süden "endlich in städtischen Besitz kommt und verbessert wird". Ansonsten geht er davon aus, "dass die Tiefgarage bleibt, das Funkgebäude komplett ersetzt und der alte Baumbestand nicht gefährdet wird". Noch vor der Sommerpause soll das Thema jedenfalls wieder im Stadtplanungsausschuss behandelt werden, so Ulrich.

Beim Vorstadtverein Wöhrd gibt es dennoch Stimmen, die weitere Einschnitte beim Cramer-Klett-Park befürchten. Zumal auch auf der Ostseite beim Ex-Rädda-Barnen-Areal Wohnungsbau angedacht ist. Doch konkrete Pläne gibt es bis dato über die Ausmaße und konkrete Investoren nicht, heißt es im Baureferat.

Vorstadtvereinchef Knut Engelbrecht baut auf Signale aus dem Rathaus, die in Richtung "Wir sind auf einem guten Weg" tendieren. Ansonsten hofft er auf die versprochene und in drei öffentlichen Runden abgeklärte Aufwertung der Grünanlage. Laut Marco Daume vom Servicebetrieb Öffentlicher Raum läuft derzeit "die Ausführungsplanung für die Umgestaltung". Im Oktober 2018 sollen vorbereitende Gehölzschnitte erfolgen, die Bautätigkeiten sind ab Februar 2019 geplant. Die Bereiche um Rädda Barnen bleiben jedoch ausgespart — bis die Planungen abgestimmt sind.

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